California Diaries (3) – Vor wenigen Tagen ist hier in Cupertino eine Ära zu Ende gegangen. Steve Jobs hat das Kommando über Apple an Tim Cook übergeben. Wie haben die Mitarbeiter den Wechsel erlebt? Zeit für einen Besuch des Mutterschiffs.

Update Sonntag, 3. Sept. – Verlosung beendet – die Ziehung hier.

Es ist schon spät, als wir auf der Suche nach dem Hotel zufällig am Apple-Headquarter vorbeikommen. Weil Marcus darauf besteht ;-), biegen wir noch schnell in den Infinite Loop, um schon mal die Lage zu checken. An den Zufahrtswegen rund um das Gebäude stehen Wachposten, die offenbar Nummernschilder der vorbeifahrenden Autos notieren. Angeblich um Fremdparker von den umliegenden Restaurants zu vertreiben, die hier ihre Fahrzeuge abstellen. Ist klar.

Foto: Marcus Schuler

Building Nr. 7

Das einzige Restaurant (das natürlich über genug eigene Parkplätze verfügt) ist BJ’s Brewhouse und wird unter den Apple-Mitarbeitern als „Building Nr. 7“ bezeichnet (Zum Infinite Loop gehören offiziell nur 6 Apple-Gebäude). Es gibt über ein Dutzend Biersorten, darunter z.B. das „Harvest Hefeweizen“ oder „BJs Oktoberfest“. Wenn man Glück hat, trifft man hier auf Apple-Angestellte, die über pseudo-deutsches Bier den einen oder anderen streng-geheimen Prototypen liegen lassen.

In der Höhle des Lion

Nachdem Marcus und ich an diesem Abend im Bierhaus noch intensivst für Euch recherchiert haben, suchen wir am nächsten Morgen leicht verkatert erneut das Apple-Mothership auf. Die Wachen sind verschwunden, dafür strömen die Apple-Mitarbeiter in Scharen auf den Campus. Ich fasse mir ein Herz und betrete mit ihnen zusammen das Gebäude. Weil ich keinen Ausweis habe, bleibe ich im Empfangsbereich stehen, schaue mich verstohlen um. Plötzlich kommt eine Frau zielstrebig auf mich zu und schüttelt meine Hand: ‚You must be Brian!‘, strahlt sie.

…weiter unten gibt es Apple-T-Shirts zu gewinnen!

Das Leben des Brian

Für einen Moment lang überlege ich, ob ich nicht spaßeshalber hätte antworten sollen: ‚Yes, Ma’m! Brian, that’s me!“ Die freundliche Lady hätte mir einen Besucherausweis überreicht und mich direkt ins Büro von Tim Cook oder von Phil Schiller geführt, wo man mir Kaffee, Obst oder einen Job angeboten hätte. Vielleicht wäre vorher auch noch eine kleine Tour durch die geheimen Entwicklungslabore drin gewesen, bevor der Schwindel aufgeflogen wäre. Man hätte mich vor die Tür gesetzt, nicht ohne vorher noch mein Gehirn mit einem iTaser zu löschen und neu zu formatieren. So oder so ähnlich hätte es sich wohl abgespielt, mein Leben als Brian. Ich werde es nie erfahren.

Foto: Marcus Schuler

Der Company Store

Im Apple Retail Store, der einzige Shop weltweit, in dem von Apple lizensierte Fan-Artikel verkauft werden, treffe ich Marcus wieder. Der hat die letzten 20 Minuten damit verbracht, darüber zu sinnieren, ob es moralisch vertretbar ist, seiner Tochter einen Strampelanzug mit einem imperialistischen Apfel-Logo-Aufdruck zu kaufen (siehe auch California Diaries 2). Während er da so steht, lade ich T-Shirts, Tassen, Mousepads und Notizblöcke in meinen Einkaufskorb und gehe zur Kasse. 303 US$ plus taxes. Ich frage den Kassierer, ob ich den Kugelschreiber behalten darf.

Foto: Marcus Schuler

Haarige Angelegenheiten

Auf dem Weg zum Auto fällt uns ein großer weißer Bus auf, der auf dem Parkplatz abgestellt ist. Die Tür steht weit offen – quasi eine Einladung. Im Inneren werde ich von einem Mann begrüßt, der mir sofort eine Schürze umhängen will. Ich frage, was das werden soll und erfahre, dass Max (so der Name) in diesem Bus Apple-Mitarbeitern die Haare schneidet.

20-25 Köpfe schaffen er und seine Kollegen pro Tag. Seit 7 Jahren gibt es diesen ‚Onsite‘-Frisiersalon, erst bei Google, seit 2 Jahren auch bei Apple. Hier wie dort: 20 Dollar kostet der Haarschnitt. Ob es denn Unterschiede gebe zwischen Apple- und Google-Mitarbeitern, will ich wissen. Max sagt: Die Apple-Leute geben mehr Trinkgeld. Kein Wunder, die meisten von ihnen besitzen Aktien des Unternehmens. Ein Mitte 20Jähriger erzählt mir, er habe gerade erst bei Apple angefangen, dürfe aber nicht verraten, in welcher Abteilung. Tim Cook sei eine gute Wahl als Nachfolger, sagt er. Ob er ihn oder Steve Jobs schon mal persönlich gesehen habe, frage ich. Nein, antwortet er, aber es gebe ja auch viele Mitarbeiter.

Area 51

Auf dem Weg zurück auf den Freeway unternehmen Marcus und ich noch einen letzten Abstecher zum Hewlett-Packard-Gelände direkt am Ortseingang von Cupertino. Das Stacheldraht-umzäunte Areal wirkt verlassen, die Wachhäuser sind unbesetzt. Ein, zwei Gebäude sind offenbar noch in Betrieb, die riesigen Parkplätze zeugen von goldenen, längst vergangenen Zeiten.

Kaum vorstellbar, dass hier schon bald ein Raumschiff landen soll – das gigantische neue Apple-Hauptquartier, das Platz für 30.000 Mitarbeiter bieten und größer sein soll als das Pentagon. Vor wenigen Wochen hatte sich Steve Jobs noch persönlich vor dem Stadtrat dafür stark gemacht, die Pläne hier in Cupertino zu verwirklichen. Architekturstudenten aus der ganzen Welt würden hierher kommen, um das Gebäude zu bestaunen, so Jobs. Darunter dann sicher auch ein gewisser ‚Brian‘, der jetzt schon hofft, dass der visionäre Apple-Gründer auch an einen Souvenirshop gedacht hat.

Das Gewinnspiel

Apropos Souvenirs. Ihr, liebe Blogleser, habt jetzt die einzigartige Gelegenheit, eines von 3 exkl. Apple-T-Shirts zu gewinnen, das es wirklich nur im Apple Hauptquartier von Cupertino zu kaufen gibt. Alles, was Ihr tun müsst: hinterlasst mir einen Kommentar und Eure T-Shirt-Größe – vergesst Eure E-Mail nicht (nicht öffentlich). Die glücklichen Gewinner werden von mir Ende der Woche benachrichtigt.

Ausserdem erschienen:

California Diaries (4) -. Heiter bis Wolkig

California Diaries (3) -. Apple Zentrale: Mein Leben als Brian

California Diaries (2). -. Können auch Mädchen Fanboys werden?

California Diaries (1) -. Borderline

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251 Kommentare
  1. Alex Rapp schreibt:

    Toller Artikel und natürlich würde ich mich als Apple Fanboy tierisch über ein Shirt in „Größe L“ freuen.

    Grüße

  2. Onkel Tommy schreibt:

    Toller, interessanter Bericht!

    P.S.: Größe wäre XL :-)

Willkommen!