Aus Exkrementen Geld machen? – Wie das gehen soll, das erforschen die Zeitungsverleger neuerdings in Echtzeit mit ihren Qualitätsangeboten. Wozu bessere Inhalte anbieten, wenn man doch Leistungsschutzgelder einfordern kann – oder eine Klage einreichen, um seine alten Geschäftsmodelle auf die neue „Welt“ zu übertragen.
Zurück vom NRW-Medienforum, das auch jenseits der Eröffnungsveranstaltung noch jede Menge Stoff für spannende aber auch nervtötende Diskussionen bot. Eines dieser Themen war z.B. auch der Streit um die Tagesschau-App. Zufällig haben 8 Zeitungsverleger just während des NRW-Medienforums, zufällig auch noch in Köln, Klage gegen den NDR eingereicht. Es geht, einmal mehr um die Tagesschau-App.*
Ob Bioleks-Bratpfanne, das Werbeverbot der Öffentlich-Rechtlichen, den 3-Stufen-Test, die 7-Tage-Regelung, das Leistungsschutzrecht – nun haben die Medienmacher also wieder mal (unter sich) ein Thema gefunden, mit dem sie sich in den nächsten Wochen, Monaten, vielleicht sogar Jahren selbst beschäftigen können. Wegen einer Nachrichten-App.
Wie bizarr dabei die Positionen der Verleger sind, habe ich in einem meiner ersten Blogposts. („Von Apps und Apparatschiks“) überhaupt, vor fast eineinhalb Jahren beschrieben.
Auf meinem Heimflug von Köln nach München schoss der Axel-Springer-Verlag den Vogel ab. Im „Business-Update“ der Welt Aktuell (lese ich nur, weil man während des Starts nun mal seine elektronischen Geräte abschalten muss) entdecke ich folgende 2 Kurzmeldungen:
Die eine Meldung befasst sich mit der Verleger-Klage gegen die Tagesschau-App (man vergisst dabei natürlich zu erwähnen, dass die Welt Kompakt / Axel Springer selbst einer dieser Kläger ist). Auf der anderen Seite der Anreisser einer „Exklusiv-Geschichte“ von Welt-Aktuell, eine Meldung die Appetit machen soll auf die Qualitäts-App der Zeitungsmacher.
Die ARD sagt „Danke, Zeitungsverleger!“
Social Media for Dummies – heute: Der „Streisand-Effekt„. Frage: Was passiert wohl, wenn man ein Produkt öffentlichkeitswirksam an den Pranger stellt? Na? Was wohl? – Richtig! Nach langer Zeit in der Versenkung ist die Tagesschau App wieder auf Platz 12 der meistgeladenen Apps im App-Store. Die ARD sagt danke, Ihr Helden der neuen Medienwelt ;-)
(der Hinweis kam von. DerOwie aus Köln)
Worin das eigentliche Problem der Zeitungsverleger liegt, hat die NZZ in einem Überblick wissenschaftlicher Studien zusammengefasst: „Qualitätsjournalismus unter Druck“ – Sehr lesenswert!
*Disclaimer – falls es noch jemand nicht weiß – ich arbeite für die ARD :-)
Hallo Richard!
Erst einmal Glückwunsch zu deinem Auftritt, auch wenn man dir immer wieder dazwischen geredet hat!
Was ich allerdings von dieser Klage halten soll… Also darüber bin ich mir jetzt nicht wirklich im klaren. Das ist schon ein sehr dubioses Verhalten.
Übrigens: Mein herzliches Beileid für diesen Brötchengeber! ;-)
Grüße aus Augsburg
Mike, TmoWizard
Oh man, unglaublich. Mir fehlen die zivilisierten Worte für diesen Unsinn der Verlage.