Wie dünn kann ein Computer werden, ohne zu brechen? Das MacBook Air 11″ ist bei mir eingetroffen. Die neue Apple-Flunder mit Flash-Speicher im Reality-Check: ob Rechenleistung, Batterie und Verarbeitung auch im echten Leben überzeugen?

Update Sonntag: Der Akku hält bei mir im Dauerbetrieb (Text, Grafik, Video) exakt 4 Stunden (mehr weiter unten).

Um allen Tech-Gurus zuvorzukommen, allen voran meinem Freund Sascha: ich bin KEIN Experte für Netbooks, noch verfüge ich über ein Messlabor, wie meine Kollegen von der Fachpresse. Aber: auch ich bin Experte – und zwar ein Experte für den Alltag, weil ich diese Geräte eben täglich nutze: Ich surfe, ich blogge, ich arbeite hier und da mal mit Photoshop oder schneide Videos. Für wen könnte das Apple Netbook – sorry! – das MacBook Air also interessant sein?

Freitag habe ich das Gerät erhalten (siehe Bildergalerie). Um es gleich in Aktion zu testen, habe ich das dazugehörige Unboxing-Video direkt auf dem Air geschnitten. Das Schneiden selbst ging rasant, im Gegensatz zum Encoden, doch dazu später mehr. In der Zwischenzeit habt Ihr mir Fragen gestellt, die ich so gut wie möglich bei Twitter und in den Kommentaren unten beantwortet habe (und weiterhin tue!): a blogpost in the making.

Das Unboxing

Was mich fasziniert: am Mittwoch Abend 19:30 Uhr unserer Zeit wurde das Gerät zum ersten Mal öffentlich gezeigt – und heute Mittag ist es schon beim Kunden! Wie schafft man es, das Design, Verpackung o.ä. solange unter Verschluss zu halten? Ich meine: Lieferanten, Logistik-Partner und all die Millionen Handy-Kameras da draussen – wieso dringt da nichts durch? Hier nun also meine Fotos.

Der Film lädt noch immer hoch – in der Zwischenzeit die ersten Fragen, die mich über Twitter erreicht haben:

Antwort: es ist tatsächlich glossy, allerdings spiegelt das Display nicht ganz so stark wie bei den MacBook Pros – denn: es handelt sich um Kunststoff, nicht um Glas.

Antwort: der Lüftungsschlitz ist vorhanden, aber wie schon bei den Vorgänger (Alu-) MacBooks im Scharnier – und zwar innen – verbaut. Das heisst: nach außen hin bleibt er unsichtbar.

Antwort: Bestellt habe ich ganz ordinär online im Apple Store. Kein Journalistenrabatt oder sowas. Die Wartezeit wurde (am Abend der Keynote) mit 1-2 Arbeitstagen ausgewiesen, was in meinem Fall auch gestimmt hat.

6 Stunden habe ich das Gerät nun im Einsatz, ich habe Videos geschnitten, Bilder bearbeitet und online gearbeitet. First things first.

Die Batterie: Nach 3 1/2 Stunden kam der Reservestrom-Hinweis. Die versprochenen 5 Stunden hat das Gerät also nicht gepackt. Auch nach mehreren Testläufen und Nutzungsarten bin ich nie über die 4 Stunden hinausgekommen. Anders als das iPad hält das Air also nicht, was der große Meister verspricht.

Multitasking: Positive Überraschung: auch mit der Minimal-Ausstattung (2 GB Arbeitsspeicher) lassen sich mit dem Intel Core 2 Duo mehrere komplexe Programme parallel betreiben. Bei Full-HD-Videobearbeitung geht der Prozessor aber in die Knie. Selten hat das Rendern von Videoclips länger gedauert (das 8:20 Minuten lange Unboxing-Video hat fast 2 Std. gerechnet!).

Die Performance: Durch den Flash-Speicher gewinnen die Programme rasant an Fahrt. Am deutlichsten wird das beim Hochfahren des Gerätes (15 Sekunden!) und beim Öffnen der Programme. Microsoft Word oder Adobe Photoshop CS etwa dauern rund 10 Sekunden – das schlägt jeden mechanischen Datenträger. Für mich keine Frage: die Festplatte als mobiles Speichermedium hat fertig. Allerdings: meine 64 GB sind allein durch System und meine Must-Have Programme (Skype, Word, Excel, Pages, Keynote, Photoshop, Transmit sowie Apple iLife & Standardprogramme) gut zur Hälfte belegt. Wenn dann über die nächsten Wochen und Monate Fotos und Filme dazukommen ist daher bald schluss mit lustig.

Der Bildschirm: Klein aber ausreichend. Auflösung und Farbbrillianz erinnern an mein altes (weißes) MacBook. Auch hier gibt es eine Kunststoffoberfläche, die zwar spiegelt (glossy) aber nicht so krass wie bei den neuen Glasoberflächen der MacBook Pros. Nachteil: die Farben sind weniger satt und crisp. Das Schriftbild beim Schreiben und auch die Fotos wirken aber trotzdem scharf und kontrastreich. Besser als bei den meisten Netbooks der Konkurrenz. Abstriche beim Sound: klingt wie aus der Dose.

Das Gewicht: Kleine Überraschung – aber das MacBook Air 11″ ist mir fast schon eine Idee zu leicht! Beispiel: das Aufklappen. Hier muss man den Unterbau festhalten, sonst hebt das ganze MacBook ab. Keine Frage: in den Werbevideos von Apple ist das Gerät am Untergrund fixiert. Auch sonst ist das Gerät (laut Küchenwaage 1,2 kg) kaum spürbar – was sich, wenn man es auf dem Schoß hat, eher wie ein Spielzeug anfühlt, nicht wie ein Computer.

Das Netzwerk: die Anmeldung ins Netz hat sofort geklappt. Tempo, sowohl beim Download oder auch die Übertragungsdauer beim Upload von Videos stehen meinem MacBook Pro in nichts nach. Im Gegenteil: auch hier macht sich der Flashspeicher bemerkbar. Safari bzw. Firefox-Seiten laden deutlich schneller als auf meinen „alten“ Geräten.

Zwischenfazit (nach 6 Stunden im Einsatz):

Das MacBook Air ist ein Netbook. Punkt. Es ist ein iPad mit Tastatur, das sich – anders als das Tablet – auch aktiv zum Arbeiten eignet. Geschwindigkeit, Look & Feel überzeugen. Allerdings bin ich nicht so restlos begeistert wie Sascha von Netbooknews („Purer Tech-Porn“). Ich weiß nicht, ob er auf dem Air auch gearbeitet oder lediglich den Bildschirmschoner betrachtet hat, aber die von Sascha zitierten Batterieangaben sind maßlos übertrieben.

Stylish: die Systemsoftware als Schmuckstück zum um-den-Hals-Tragen. Ich empfehle das kleine MacBook Air jedem, der unterwegs nicht nur lesen, spielen oder Video schauen will, sondern – im begrenzten Umfang – mit seinem Gerät auch arbeiten möchte/muss.

iPad oder MacBook?

Wer noch kein Notebook hat – ich würde zum MacBook Air greifen. Das iPad ist kein Arbeits- sondern ein Abspiel-Device. Als Multifunktionsgerät geht man mit dem Air weniger Kompromisse ein. Oder man greift gleich zu einem vergleichbaren Netbook eines anderen Herstellers. Die Konkurrenz ist bedeutend günstiger, natürlich ohne das Look & Feel von Apple. Und ohne die Software (die stelle ich morgen vor).

Welches MacBook für welche Nutzung? Zum besseren Überblick habe ich mich mal an einer kleinen, bescheidenen Tabelle versucht:

rot = nur passiv . / . orange = eingeschränkt möglich . / . grün = ohne Kompromisse (Ausnahme: bei iPad keine Flash-Grafik!)

Bei 9to5Mac gibt es eine gute Chart mit den technischen Benchmarks der neuen MacBook Airs im Vergleich zu regulären MacBooks.

Wenn Ihr noch Fragen habt: Kommentar genügt. Soweit für heute – wenn Euch dieser Post was gebracht hat, bitte flattrt oder twittert mich – Danke.

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62 Kommentare
  1. Hobbyplayer schreibt:

    Falls du’s nicht mitbekommen hast, das mainboard etc. und ich glaube auch die größen wurden geleakt.

    • Richard Gutjahr schreibt:

      @Hobbyplaner Klar, hab ich mitgekriegt. Aber mal ernsthaft: 2 Fotos – nie das ganze Gerät – erstaunlich, oder?

  2. MacMarcus schreibt:

    Gratulation, Richard! Damit dürftest Du einer der Ersten gewesen sein. Apple ist schon ein Gigant, auch was die Logistic etc. angeht! Ich habe mich lieber fürs 13.3er entscheiden, und werde dann beim unboxing und Rela-Life-Test nachziehen.

    Freue mich auf´s Video und viele Grüße!

Willkommen!