Nach Sports Illustrated und New York Times nun der nächste US-Anbieter, der sich aus der Deckung wagt: Condé Nast hat soeben das Tablet-Konzept für sein Tech-Magazin WIRED vorgestellt. Unterdessen ist ein Streit darüber entbrannt, wie teuer die Verlage ihre elektronischen Titel verkaufen wollen. Wird das iPad zum Silbertablett?
Was wärst Du bereit zu zahlen, für eine Süddeutsche, den Spiegel oder den Focus auf Deinem iPad? Diese Frage beschäftigt die Verlage weltweit, die in Apples Jesus-Tablett die Erlösung ihrer Online-Probleme sehen. Wie mehrere unabhängige Quellen berichten, sollen die Preisvorstellungen der Verleger weit auseinander gehen. Sogar innerhalb der Häuser gibt es offenbar Unstimmigkeiten darüber, mit welchem Preismodell man in den Markt geht. So berichtet das Online-Magazin Gawker über einen Streit bei der New York Times, ob man das Monats-Abo der Tageszeitung für 10 oder nicht doch lieber für 30 Dollar aufs Tablet bringen will.
Der Preis ist heiß
Die Frage nach dem richtigen Preis ist gar nicht so trivial. Auf der einen Seite bietet das iPad den Verlegern die einzigartige Chance, nach einem Jahrzehnt der Verluste und Abschreibungen nun endlich wieder richtig Kasse zu machen. Andererseits: sollte man zu gierig an die Sache herangehen, könnte man die potentiellen Kunden verschrecken. Der Schritt von einem Jahrzehnt des Gratis-Web zu Bezahlinhalten ist gewaltig, und, Geld war schon immer ein scheues Reh.
Neues Konzept-Video: Condé Nast will neben Wired, GQ und Vanity Fair mit 18 elektronischen Titeln auf das iPad
Kein Schutz vor Kopierschutz
Ein weiterer Streitpunkt hat sich am Kopierschutz entzündet. Offenbar bestehen vor allem die Buchverlage auf eine digitale Fußkralle, damit sich ihre Werke nicht im Web verbreiten, ohne vorher das Kassenhäuschen gesehen zu haben. Laut Los Angeles Times setzt Apple wieder auf das bewährte (wenn auch verhasste) FairPlay Digital Rights Management (DRM). Viele Kunden lehnen DRM ab, da es einen Austausch von gekaufter Musik, Videos oder Texten auf andere Geräte verhindert bzw. einschränkt.
Vor genau 3 Jahren sah sich Steve Jobs dazu genötigt, mit einem Statement („Thoughts On Music“) die Musikindustrie für ihr jahrelanges Festhalten an DRM öffentlich zu kritisieren. Ein Schritt, der selbst für den exzentrischen Apple-Chef ungewöhnlich ist.
Kunden auf dem Silbertablett
Verkaufspreis hin, Kopierschutz her – das eigentliche Schlachtfeld dürfte ein anderes sein: die Kunden. Sollte Apple den Vertrieb der elektronischen Zeitungen übernehmen, verlieren die Verlage den direkten Zugriff auf die Kundendaten – schon heute ein Milliarden-Dollar-Markt. Durch wachsende Möglichkeiten für personalisierte Werbung dürfte gerade dieses Geschäftsfeld in Zukunft aber noch viel lukrativer werden. Wie das Wall Street Journal berichtet, sollen genau hier die Gespräche zwischen Apple und den Verlagen ins Stocken geraten sein.
Ob der Deal wegen fehlender Kundendaten platzen könnte, wird ein ranghoher Manager in dem Artikel gefragt.
Die Antwort: „It’s pretty damn close“.
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Ich fürchte, die Verleger werden sich mit dem Preis an der Printausgabe orientieren. Dabei könnte ein Online-Magazin viel preiswerter sein: Die Print- und Verteilkosten fallen vollständig weg. Das könnte man an den Leser weitergeben.
Heute überlege ich mir das dreimal, ob ich ein Magazin oder eine Fachzeitschrift für 90€ im Jahr kaufe. Würde das gleiche Magazin für das iPad nur 30€ kosten, würde ich nicht lange überlegen.
[…] 18. Februar 2010 von bayernonline http://bit.ly/bL3Yc4 […]