Das Tablet kommt angeblich am 26. Januar 2010. Die eigentliche Überraschung aber dürfte sein, dass es keine Überraschung geben wird: Oberfläche, Apps, Finger- und Coverflow-Steuerung waren stets Teil des Konzepts, das Steve Jobs seit seiner Rückkehr zu Apple verfolgt. Wer einen iPod oder ein iPhone besitzt, der hat den Prototypen des Tablets schon in der Tasche. Hier die letzten Gerüchte, Spekulationen & Fakten.

PICappletabletDie Gerüchte verdichten sich von Tag zu Tag, genau wie seinerzeit unmittelbar vor der Präsentation des iPhones. Die New York Times stützt sich auf Quellen direkt aus der Apple-Zentrale in Cupertino. Von dort heißt es, Steve Jobs solle über das Gerät „extrem happy“ sein. Weil sicher nicht alle von Euch die Meldungen so genau verfolgen wie ich – hier ein Update der (meiner Meinung nach) glaubwürdigsten Berichte.

Konstruktionsplan eines Tabletts – kleiner Scherz :-)

tabletconstructionDie Hardware

Gerüchten zufolge bewegt sich das Display zwischen 7 und 10.1 inch. Auch war einmal die Rede von einem 12 inch display. Weiterer Streitpunkt: wird Apple ein OLED-Display verbauen? Eine Zeit lang kursierte auch das Gerücht, dass Apple zwei Varianten desselben Gerätes herausbringen werde. Die bislang glaubwürdigste Quelle erscheint mir jedoch Analyst Yair Reiner (Oppenheimer & Co), der zum Verkaufsstart von einem 10 inch LCD-Bildschirm und einem 64 GB Flash-Speicher ausgeht. Er stützt sich dabei auf Angaben der Herstellerfirmen, mit denen Apple regelmäßig zusammenarbeitet. Reiner hatte mit seinen früheren Ankündigungen zum iPhone oft richtig gelegen.

Update (28.12.): Die Display-Größe von 10inch scheint sich zu bewahrheiten. Angeblich hat Apple bei den iPhone-Zulieferfirmen 10″-displays für eine Massenproduktion geordert. Die Quellenangaben sind sehr präzise und erscheinen überaus glaubwürdig.

Hier ein. Fake-Video, das jedoch das Potential eines Tablets erkennen lässt:

Keinerlei leaks gibt es bislang zur leidigen Frage der Stromversorgung. Steve Jobs hatte das Tablet schon mehrmals beerdigt, weil es keinen Akku gab, der ein Multimediagerät, wie es ihm vorschwebte, lang genug am Leben halten konnte. Apple hat hier offenbar intensive Forschung betrieben. Darauf deutet auch die festverbaute neue Akku-Generation in den neueren MacBooks und MacBook Pros (PR-Video Apple: Batterie-Forschung).

Der Verkaufspreis wird stets zwischen 800 und 1000 US-Dollar angegeben. Hierbei handelt es sich wohl um die Preisspanne, die Marktanalysten für realistisch halten, um ein solches Gerät verkaufen zu können.

PICtabletmockup

Bildquelle: Gizmodo

Die Oberfläche

Wer genau hingeschaut hat, der konnte schon Mitte 2009 erkennen, wohin die Reise geht: Touchscreens. Sämtliche Schlüssel-Funktionen der überarbeiteten Mac-Oberfläche unter Snow Leopard lassen sich direkt auf dem Bildschirm bedienen. Steuerungssymbole, Coverflow, sogar die Bildschirmtastatur, die sich nun frei skalieren und verschieben lässt, sind in die System-Oberfläche integriert.

Patent-Anmeldung der Firma Apple (Quelle: uspto.gov)

Patent-Anmeldung der Firma Apple (Quelle: uspto.gov)

tablet-montageWer mag sollte hierzu unbedingt nochmal meinen blogpost von August 2009 lesen:

Warum das Apple Tablet abräumen wird

Dazu passt auch Apple’s Personalpolitik: Michael Tchao, der vor 15 Jahren u.a. für die Bildschirmsteuerung des Apple Newton verantwortlich war, kehrte im Herbst überraschend zurück nach Cupertino, wo er seitdem als Produktmanager direkt unter Apple-Produktchef Phil Schiller arbeitet. Tchao gilt in der Branche als Wunderkind, das aus der Apple-Newton-Pleite Erfahrungen sammeln konnte, die für das Tablet-Projekt sicherlich unschätzbar wertvoll sind.

tablettouchscreenEin weiteres, faszinierendes Gerücht ist durch die Andeutung eines ehem. Apple-Mitarbeiters ausgelöst worden: „You will be very surprised how you interact with the new tablet“ lautete das Zitat, das Wellen schlug. MacRumors kramte sofort in älteren Patent-Anmeldungen von Apple, die mit dieser Aussage in Zusammenhang stehen könnten. Dabei geht es um die lästige Tastatur-Frage: kann eine virtuelle Tastatur eine echte, physische Tastatur ersetzen? Das Apple-Patent sieht tatsächlich eine Bildschirmoberfläche vor, die sich in ihrer Struktur an die jew. Funktion anpasst, sprich: auf Wunsch Tasten simulieren könnte.

Die Apps

Das wohl heißeste Gerücht machte am Tag vor Weihnachten die Runde: Software-Entwickler wurden von Apple kontaktiert, um erste Apps für ein „Large Screen Device“ zu entwickeln. Diese Apps sollten für eine Demo vorbereitet werden, die voraussichtlich noch im Januar stattfinden soll. Die Detail-Dichte dieser Berichte ist enorm, so dass man davon ausgehen kann, dass sie auf Fakten beruhen.

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Die Content-Partner

Unterschiedlichen Quellen zufolge hat Apple weltweit große Verlage kontaktiert, um ihre Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftentitel über iTunes vertreiben zu lassen. Der zugrundeliegende Deal klingt vertraut: 30:70-Gewinnbeteiligung für Apple (wie seinerzeit bei der Musikindustrie). Das mag den Verlegern mit Sicherheit übel aufgestoßen sein (wie seinerzeit bei der Musikindustrie), ist jedoch aus zweierlei Gründen ohne Alternative: Zum einen verlangt Amazon eine 50:50 Gewinnbeteiligung für alle Inhalte auf seinem (technisch überholten) Kindle. Zum anderen kann es sich kein Anbieter leisten nicht auf dem Apple Tablet vertreten zu sein (s. iPhone).

Fakt: noch nie zuvor haben soviele Verlage mit e-Magazines experimentiert und zum Teil auch schon gelauncht. Hier ein faszinierendes Konzept-Video (ca. 7 min.) der schwedischen Verlagsgruppe Bonnier:

Das Datum

Der Fahrplan scheint festzustehen: Ein Apple-Event Ende Januar (angeblich hat Apple das Yerba. Buena Center of the Arts am 26. Januar gebucht), kurz darauf ein SDK für die Software-Entwickler und schließlich der Verkaufsstart im März oder April. . Der Analyst Yair Reiner geht von einer Produktion von 1 Million Geräten pro Monat aus. Um die Lager- und Vertriebskapazitäten auf das neue Gerät auszurichten, wären mit Produktionsbeginn nochmal rund 5-6 Wochen notwendig bis zu einem möglichen Verkaufsstart. Angeblich sollen die Fertigungsstraßen in Asien schon fertig gemacht werden.

One more thing

Fehlt nur noch eins: der Name. MacRumors und TechCrunch sind tief in die Materie eingestiegen und haben Markenregistrierungen bis ins Jahr 2007 zurückverfolgt, die Apple, teils unter verdeckten Namen durchgeführt haben soll. Sollte dies tatsächlich im Zusammenhang mit dem Apple Tablet stehen, könnte das Wunderding wohlmöglich unter dem Namen iSlate in den Handel kommen. Dafür spricht auch jene legendäre Äußerung des New York Times-Präsideten Bill Keller:

„I’m hoping we can get the newsroom more actively involved in the challenge of delivering our best journalism in the form of Times Reader, iPhone. apps, WAP, or the impending Apple slate, or whatever comes after that.“

Wer Lust hat, helft mir zu spekulieren und stimmt ab:
Fiktive Produktpräsentation der Georgia State University von 2009:

Epilog

Ob iPod oder iPhone – noch. nie wurde ein Gerät derart herbeigesehnt, wie das Tablet. Selbst wenn Apple (wie einige behaupten) nie wirklich vorgehabt haben sollte, ein Tablet zu bauen – die zunehmende Nachfrage, die zuletzt fast schon ekstatische Züge angenommen hat, wird es dem Computerbauer leicht gemacht haben, seine Meinung zu ändern und all seine Gadgets in ein neues, stylishes Produkt zu gießen.

Soviel steht fest: sollte das Tablet tatsächlich im Frühjahr in die Läden kommen, sitze ich im nächsten Flieger in die USA. Wer kommt mit? ;-)

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12 Kommentare
  1. Rudi schreibt:

    Alles bisherigen Infos (bzw. Gerüchte) schön zusammengefasst. Danke hierfür!

    Das Teil muss ja bei so einem Hype ein Erfolg werden…

    Grüße

  2. Richard Gutjahr schreibt:

    Hi Rudi, danke für das Feedback. Ja, ich denke auch, dass das Ding einschlagen wird. Beim iPhone haben sie auch alle gelästert und jetzt…

Willkommen!