Selten habe ich einen solchen Exodus beobachten können wie derzeit in meinem E-Mail-Eingangskorb. In Scharen wandert die Web-Gemeinde weg von Facebook, hin zu Google+. Der übliche Early-Adopter-Hype – oder gar der Anfang vom Ende von Zuckerbergs Welt-Imperium?

In den Mund gelegt von Dan H. Racek

Google wird oft als Datenkrake bezeichnet, als Zeitungskiller und Suchmaschinenmonopolist. Stimmt ja auch alles, jedoch lassen die Weltuntergangs-Propheten einen entscheidenden Punkt außer Acht: In der Online-Welt sind Erfolg und Misserfolg oft nur einen Mausklick voneinander entfernt. Wenn man nicht aufpasst, ist man genauso schnell wieder weg vom Fenster, wie man gekommen ist (Lassen Sie sich das von einem früheren Yahoo- oder auch Lycos-Aktionär eklären).

. Wettkampf zwischen Facebook & Google+ im E-Mail-Eingang

Und so ist auch der aktuelle Titelverteidiger im Netz durchaus verwundbar. Mag das Unternehmen aus Mountain View in Kalifornien unter den Suchmaschinen Rekordmeister sein; was die Sozialen Netzwerke angeht, spielt Google allenfalls in der Kreisliga. Ambitionierte Projekte wie Google Wave oder Buzz sind nach nur einem Jahr kläglich gescheitert. In der Zwischenzeit knallen im benachbarten Palo Alto die Sektkorken wie Artillerie-Feuer. Das dort ansässige Freunde-Netzwerk Facebook will allein in diesem Jahr rund 2,8 Milliarden Dollar mit Display-Werbung umsetzen, fast doppelt so viel wie Google.

Als Sergej Brin und Larry Page sich neulich mal wieder selbst gegugelt haben und dabei feststellen mussten, dass dieser Facebook-Lümmel Zuckerberg inzwischen reicher ist, als die Google-Gründer selbst, muss mit den Platzhirschen der Gaul durchgegangen sein. Kurzerhand veröffentlichte das Unternehmen letzte Woche eine Testversion von „Google+“ eine Plattform, von der selbst konservative Tech-Blogger schreiben, dass sie das Zeug zu einem Facebook-Killer habe (Wie Google+ wirklich entstanden ist, erfahrt Ihr bei meinem Kollegen Marcus im akt.. geek-week Podcast).

Auf den ersten Blick erinnert Google+ stark an ein steriles Facebook. Durch ein „+1“-Symbol lassen sich Inhalte bewerten, ähnlich wie bei Facebook der „Gefällt mir“-Knopf. Google+ verfügt jedoch über zusätzliche Funktionen, wie zum Beispiel ein integriertes Video-Chat-Modul à la Skype. Ein anderes Feature nennt sich „Circles“: Mit wenigen Mausbewegungen lassen sich Kontakte in Unter-Gruppen (z.B. Familie, Beruf) sortieren. Wenn man nun ein Foto hochlädt oder eine Party ankündigt, lässt sich kinderleicht bestimmen, wer welche Inhalte zu Gesicht bekommen soll.

Hörtipp: Code Name: Emerald Sea – wie Google+ entstanden ist.

Der eigentliche Grund aber, weshalb Google+ ein Erfolg werden könnte, hat nichts mit Technik zu tun: Google+ ist Facebook; aber nicht von Facebook. Die Netzwelt wartet sehnsüchtig auf eine Alternative zur großen blauen Gesichtskladde. Aktuell zählt die Freunde-Plattform rund 750 Millionen Mitglieder. Doch auch bei Facebook weiß man: In der Online-Welt ist die Konkurrenz nur einen Mausklick entfernt.

Twitter-Stimmen aus meiner Timeline…

…folgt mir auf Twitter oder Google+

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38 Kommentare
  1. Pierre Dumaine schreibt:

    Bis der Exodus richtig los geht – falls er los geht – wird es aber sicher noch etwas dauern. Zwar interessieren sich viele deiner und meiner Kontakte für G+, aber das sind sicher auch Menschen, die sich eh überdurchschnittliche viel für die Technik (dahinter) interessieren. Für die meisten Facebook User, ich nenne sie Konsum-User, gibt es bei G+ bisher kaum interessante Funktionen. Sprich keine doofen Apps, keine Gruppen, keine Veranstaltungen, keine adequate PN-Funktion (oder ich hab sie übersehen) u.s.w.. Somit ist G+ aktuell für Blogger sicher interessanter, als für den typischen Konsum-User.

    Aber ich hoffe doch sehr, dass sich dies bald ändert.

  2. Markus Breuer schreibt:

    Ich denke, dieses Phänomen hat fast jeder Netizen in den letzten Tagen beobachtet. Es „Exodus“ zu nennen, ist aber meines Erachtens eine irreführende Interpretation. Exodus hieße ja, dass diejenigen, die nun in Google+ auftauchen und aktiv werden, Facebook verlassen. Und das glaube ich nicht – und die Betrachtung meiner FB Timeline bestätigt das. Da ist nicht messbar weniger Aktivität als vorher – höchstens ein paar ganz Aufgeregte spielen aktuelle nur noch auf Google+

    Was wir beobachten ist eine Phase der Begeisterung und des Ausprobierens. Ob – auch nur ein kleiner Teil – Facebook verlässt oder auch nur den Schwerpunkt seine Aktivitäten dauerhaft verlegt, wird man vermutlich erst in ein paar Monaten sagen können.

    P.s.: Auch mich überzeugt Google+ Aber ein Netzwerk lebt vom Netzwerk. Und wenn der Großteil meiner Online-Bekannten die meiste Aktivität bei FB entfaltet, werde auch ich dort aktiv bleiben :)

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