Nachdem es in meinem letzten Blogpost um Tech-Toys und Ausrüstungsgegenstände ging, dreht sich dieser Blogpost um die Software, mit der ich am liebsten arbeite. An meine Vorgesetzten bei der ARD: ab hier bitte nicht mehr weiterlesen!
Just do it!
Was habe ich beim Bayerischen Rundfunk Ärger bekommen, als ich Mitte der 90er Jahre dazu überging, meine Reporter-O-Töne auf Minidisc aufzuzeichnen. „Datenreduktion“ (from hell!) herrschte mich der Chef der Kleingeräteausgabe an („Kleingeräte“ – so nannte man die Koffergroßen Bandgeräte, die wir damals mit uns herumschleppten). „Dös ies koa Standard net!“ (Das sei kein Standard). Fun Fact: Nur 5 Jahre später vercheckte besagter Kollege selbst Sony-Minidisc-Recorder unter der Ladentheke an freie Mitarbeiter und verdiente damit vermutlich den einen oder anderen Euro nebenbei.
Das selbe Spiel, als ich später beim Fernsehen mit den ersten VJ-Kameras experimentierte. Die Software, mit der ich früher meine Fernsehbeiträge geschnitten habe, war iMovie. Eine Gratis-Software, die so primitiv wie einfach zu bedienen war, dass unserem Produktionschef die Augen geblutet hätten. Nicht, dass das irgendjemandem aufgefallen wäre. Ganze Reportagereihen haben mein Kollege Markus Walsch und ich auf iMovie (bzw. PC: Magix) produziert. Nicht einmal die Tagesschau hat was gemerkt.
Warum erzähle ich das? Nicht der Weg, sondern das Ergebnis zählt. Egal, ob Ihr mit Amateur- oder Profi-Anwendungen arbeitet – die wichtigste Software befindet sich in Eurem Kopf!
PC / Mac
Die meisten Macs und PCs kommen heute mit vorinstallierter Software, um Audio oder Video zu bearbeiten. Für einfache Projekte reichen diese häufig aus. Für den Videoschnitt arbeite ich mit iMovie (quick and dirty) und Final Cut Pro (komplex und dirty), Audio bearbeite ich mit dem Gratis-Programm Audacity. PC-Nutzer müssen sich nicht in Unkosten stürzen, sondern sich entsprechende Audio- bzw. Video-Schnittprogramme von Magix zulegen. Ich persönlich habe damit noch nie gearbeitet, kenne aber genug Leute, die das tun und die zufrieden sind, vor allem, was das Preis-Leisttungsverhältnis betrifft.
Ein – wie ich finde – viel zu selten gewürdigter Bonus von Programmen wie iMovie: Die Soundbibliothek! Wenn Ihr mal hochqualitative Geräusche, vom Vogelgezwitscher bis zum Presslufthammer sucht – im eingebauten Audiokatalog auf iMovie werdet Ihr fündig. Das selbe gilt für Garageband: Unendlich viele Soundeffekte und lizenzfreie Musik, die man zur Vertonung verwenden und online stellen darf. Oft hört man den einen oder anderen Track daraus in professionellen Radio- oder Kino-Werbespots.
Unverzichtbar für jedes Blog ist eine gute Bildbearbeitung! Hier würde ich auf keinen Fall sparen, sondern zu einem der bewährten Klassiker greifen, Photoshop Elements (70 €) oder die neueste Version von Pixelmator (30 €). Beide Programme sind bei mir im Dauereinsatz und haben sich schon nach kurzer Zeit bezahlt gemacht. Die Kosten halten sich in Grenzen, seitdem ich mir die Programme über den Mac-Appstore hole. Damit kann ich sie auf all meinen Geräten installieren, ohne lästige Lizenzbeschränkung (solange ich auf dem Gerät mit meinem Apple-Account eingeloggt bin).
Apps (Kann nur für iOS-Geräte sprechen, mit Android-Apps habe ich mich noch nicht beschäftigt.)
Als Audio-Recording-Programm (auch für Video!) verwende ich inzwischen ausschließlich die RodeRec-App (gratis, bzw. in einer Profi-Version 4,99€). Was diese App auszeichnet: Simplicity! Die Software erkennt das angeschlossene Mikro und stellt sich automatisch darauf ein. Aufnahme-Sensibilität lässt sich mit einem einfachen Schieber an die Umgebung anpassen. Die Ausschläge werden parallel zur Aufnahme direkt auf der Timeline grafisch abgebildet, so dass man sofort sieht, ob die Lautstärke korrekt ausgepegelt ist. Auch lassen sich Aufnahmen zwischendurch anhören und innerhalb desselben Tracks an der gewünschten Stelle fortsetzen. Nicht von der schlechten Bewertung abschrecken lassen: die App ist noch nicht an iOS8 angepasst und daher gerade etwas buggy. Ich gehe davon aus, dass es bald ein Update gibt. Punktabzug: Das Ausspielen längerer Tracks erfolgt über FTP, Dropbox bzw. Soundcloud. Eine Plug & Play-Variante, z.B.ein Import über iTunes wäre praktischer.
Als Kamera-App benutze ich MoviePro. Das Programm bietet alles, was die iPhone-eigene Kamera nicht bietet: einen einblendbaren Ton-Pegel, eine arretierbare Blenden- sowie Schärfe-Einstellung. Das ist wichtig, um zu verhindern, dass der Autofocus während der laufenden Aufnahme ständig nachjustiert sondern stets auf dem gewünschten Objekt fixiert bleibt. Ebenfalls zu empfehlen: FilmicPro, mit dem ich früher gearbeitet habe und das im Prinzip die selben Funktionen bietet. Ich bevorzuge MoviePro, da diese App ein aufgeräumteres Menü hat und komfortabler zu bedienen ist.
Zur Bildbearbeitung setze ich auf zwei Klassiker: Camera+ (Achtung: „+“ – nicht „plus“) sowie Snapseed von Google. Erstere ist Aufnahme- und Bearbeitungs-App in einem. Die Kamera-Oberfläche hat von Selbstauslöser bis Nachtmodus jede Menge Zusatz-Features. Die Bearbeitungsoberfläche überzeugt durch ihre schier unendlichen Nachbearbeitungsmöglichkeiten und hochwertigen Filter. Snapseed ist eine reduziertere, dafür aber schicke Bildbearbeitungsapp, die in Sekundenschnelle zu beeindruckenden Ergebnissen führt.
Wie ich arbeite – wann ich welche Hard- und Software für welche Projekte einsetze, dazu mehr in einem der folgenden Blogposts. Wenn Ihr Wünsche oder Fragen habt, auf die ich dabei eingehen soll, Kommentar genügt. Auch würden mich natürlich Eure Lieblings-Audio-, Bild- & Video-Apps interessieren!
Danke, für diese klasse Tipps! Es zeigt doch, dass man gar nicht immer die letzte superteure Profi-Version von einem Programm braucht, um gute Ergebnisse zu erzielen. Ich benutze Photoshop Elements auch sehr gerne und finde für Blogs ist es optimal. Teilweise kommt man sogar schneller ans Ziel, weil man nicht mit tausend Funktionen und Menüpunkten erschlagen wird.
Ein guter Tipp zum Schreiben ist noch Q10 von Joaquín Bernal, ein Vollbild-Texteditor in dem man ohne Ablenkung schreiben kann. Sogar das Tippgeräusch einer Schreibmaschine wird simuliert. Gibts aber leider glaube ich nicht für MacOS.
Großartig q10. Sogar Tom Hanks (!) hat jetzt eine Schreibmaschine rausgebracht: http://techcrunch.com/2014/08/18/tom-hanks-typewriter-app-shoots-to-the-top-of-the-app-store/
Hallo Richard,
interessanter Einblick, danke dafür.
Auf Android kann Cinema FV-5 als Kamer-App und Kine-Master für die Nachbearbeitung empfehlen. Auf dem Mac nutze ich noch iA Writer als Vollbild-Editor und Evernote ist meine Notizzentrale über alle Plattformen hinweg.
Eine gute – und kostenlose – Webbildbearbeitung ist Pixlr.com, die meiner Meinung nach die meisten alltäglichen Anforderungen auf allen Plattformen erfüllt. Skitch ist mein Screenshot Tool der Wahl, und Screencasts nehme ich plattformunabhängig via Google+ Hangouts und Screensharing auf.
Auf Windows 8 kann ich Movie Edit Touch als Video-Editor empfehlen.
Für Audioaufnahme und Bearbeitung nutze ich auf iOS und Mac Hindenburg und auf Android die Auphonic App bzw. den integrierten Recorder.
Viele Grüße,
Christian
Super Tipps. In der Android/PC-Welt bin ich total blank. Danke!