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Dieser Mittwoch wird kein Mittwoch wie jeder andere. Es ist der Tag, an dem die Medienwelt nach Manhattan schaut, wo die New York Times einen Faustschen Pakt mit Facebook eingegangen ist.
Dieser Artikel wurde vergangene Nacht zuerst auf Facebook veröffentlicht
Die Gerüchteküche brodelte schon lange. Mit dem heutigen Tag soll die New York Times laut Medienberichten damit beginnen, ausgewählte Texte direkt auf Facebook zu veröffentlichen. Der Leser wird also nicht mehr über einen Teaser auf die Webseite der Zeitung gelockt, die NYT-Geschichten werden gratis und komplett in Facebook abrufbar sein. Der Deal ist das Ergebnis von Verhandlungen, die offenbar bis weit ins letzte Jahr zurückreichen.
Erst am Montag hatte das Zeitungshaus bekannt gegeben, man werde seine News-App NYT Now künftig verschenken. Die Hoffnung, dass eine große Zahl an Lesern bereit sein würde, 8 US-Dollar im Monat für dieses Angebot zu zahlen, hatte sich nicht erfüllt.
Kluger Schachzug oder Bankrotterklärung
Und nun also der Pakt mit Facebook! Ein kluger Schachzug, sagen die Einen. Laut Pew Research konsumieren 30 Prozent der Amerikaner Nachrichten bei Facebook. Die NYT könne durch einen solchen Schritt Leser ansprechen, die schon lange keine Zeitungs-Webseite mehr besucht hätten. Angeblich dürfen die Blattmacher bis zu 100 Prozent der Facebook-Werbeerlöse rund um ihre Artikel einstreichen.
Andere sehen in der Aktion eine Bankrotterklärung. Die NYT mache sich zu sehr abhängig von dem Freunde-Netzwerk. Bei Geld hört die Freundschaft ja bekanntlich auf. Was, wenn Mark Zuckerberg die Konditionen für die Medienhäuser eines Tages verschlechtert?
Bei meinem Besuch der New York Times vor wenigen Wochen war die Nervosität in den Gängen regelrecht zu spüren. Kurz zuvor hatten ein hochrangiger Manager sowie ein renommierter Datenjournalist das Blatt verlassen, um sich einem Startup anzuschließen. Die beste Zeitung der Welt verlassen – für ein Startup?
Flucht vom schmelzenden Eisberg
Die New York Times sei wie ein Eisberg, erklärte mir einst ein ehemaliger Mitarbeiter. Ein gewaltiger Eisberg, der noch ein Weilchen tragen werde, aber eben doch ein Eisberg. Viele Journalisten wollen nicht noch länger in der Passivität verharren, daher greifen sie nach jedem Strohhalm.
Und so sieht sich die New York Times in einer fatalen Abwärtsspirale. Die PayWall dümpelt bei 2 Prozent Verkäufen vor sich hin. Das Eis schmilzt weiter. Die Folge: Talent wandert ab, was wiederum den Abschmelzprozess beschleunigt.
Ob es der Times gelingen wird, diesen gordischen Knoten zu zerschlagen, indem man seine Kronjuwelen an Facebook verkauft? Ein riskantes Manöver, das eine Trendwende oder aber den Anfang vom Ende einer 164jährigen Medienära einläuten könnte.
Und so verwundert es nicht, dass die Redaktion just in diesen Tagen mit einer weiteren Tradition bricht. Wegen der sinkenden Bedeutung der Print-Ausgabe wurde kurzerhand die tägliche Seite-1-Konferenz abgeschafft.
„Instant Articles“ auf Facebook: Befreiungsschlag oder Kapitulation – Eure Meinung?
Hallo!
Ich denke mit Facebook zusammen zu arbeiten kann auf Dauer nur richtig sein, Facebook ist nicht mehr wegzudenken und ist wirklich sehr mächtig geworden!
Kompliment für Deine coolen Blogs, sind wirklich sehr informativ! Habe vor 3 Wochen auch das Bloggen angefangen, habe da aber noch viel Arbeit vor mir