Der Kampf Mensch gegen Maschine wurde entschieden, in einer TV-Quizshow. Wie sehen die Fernsehformate der Zukunft aus? Und: Ob Computer wohl auch das Zeug zum Kanzlerkandidaten haben?

Premiere in den USA: bei Jeopardy, einer beliebten Fernseh-Quizshow, sind zum ersten Mal Mensch und Maschine gegeneinander angetreten. Der Herausforderer: Ein Rechenmonster, groß wie eine IKEA-Schrankwand, ausgestattet mit Sprachmodul und mechanischer Drück-Vorrichtung, um den Buzzer zu bedienen. Tricky: der Rechner musste die Fragen erst analysieren, mit seiner Datenbank abgleichen (kein Internet!) und dann eigenständig die korrekte Antwort formulieren. Das Ergebnis: „Watson“, der Computer, hat über die Kandidaten aus Fleisch und Blut triumphiert. Triumphiert? Ach was, gedemütigt hat er seine menschlichen Mitstreiter, und damit im Grunde die gesamte Menschheit! Am Ende des Wettstreits ist Watson mit einer Million US-Dollar nach Hause gegangen, viel Geld, selbst für einen Computer.

Maschinen statt Menschen, der Untergang des Abendprogramms? Medienkritiker frotzeln, lieber künstliche als gar keine Intelligenz im Fernsehen. Und die Produktionsfirmen arbeiten schon mit Hochdruck an den TV-Formaten der Zukunft: RTL geht 2012 ins Rennen mit „Rechner sucht Frau“ und der Virtual-Reality-Show „Ich bin ein Mensch, hol mich hier raus“. ProSieben experimentiert noch an einer 100.000-Volt-Show, Arbeitstitel „Stromschlag den Raab“. Die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei „Wetten dass“ übernimmt ein Mensch-Maschine-Hybrid mit Glasauge (nein, nicht wieder Frank Elstner) und bei Günther Jauch können wir bald erleben, wie ein außergewöhnlich smartes Smartphone die Millionenfrage beantwortet, ganz ohne Telefonjoker.

Das Telefon bald schlauer als ein Universitätsprofessor? Wissenschaftler haben berechnet, dass unsere Handys zusammen heute 1000-mal so viel Rechenleistung besitzen wie es 1986 auf der ganzen Welt gab. Auch die Speicherkapazität explodiert. Forscher rechnen heute nicht mehr mit Giga- oder Terabyte sondern mit Exabyte. Das ist eine 1 mit 18 Nullen (Eselsbrücke: Merkel und ihr Bundeskabinett). Da macht es auch gar nichts, dass der Klassenstreber zu Guttenberg beim Schummeln erwischt wurde. Vom Quizshow- zum ersten virtuellen Kanzler-Kandidaten ist es nur ein winziger Schritt, manch einer würde sogar sagen, ein Schritt zurück.

Meine Print-Kolumne findet Ihr jeden Freitag im Kultur- und Medienteil der Münchner Abendzeitung.

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6 Kommentare
  1. Daniel schreibt:

    Naja, rein technisch gesehen möchte ich behaupten, ist die größte Leistung die Watson vollbracht hat Spracherkennung, eins der schwersten Probleme der KI. Ja er hat ne große Wissensdatenbank, aber das ist aus rein technischer Sicht nicht so beeindruckend, im Gegenteil, es wäre wohl schwerer gewesen die Antworten aus dem Internet zu nehmen, da die Informationen dort unstrukturiert vorliegen, in einer Wissensdatenbank kann man die Informationen dagegen so strukturieren, dass sie schnell gefunden und gut weiterverarbeitet werden können.

  2. Christopher schreibt:

    Wahrscheinlich bleibt Watson ein kurzes Experiment. Sollten allerdings irgendwann Computer gegen Computer im TV antreten werde ich meinen Fernseher aus dem Fenster werfen. Versprochen. :)

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