Jede Woche schreibe ich für die Münchner Abendzeitung über Web, Mobile und das digitale Leben. Diesmal geht es um die Fußball-WM und Twitter.

 „Was machen die Holländer nachdem sie die Fußball-WM gewonnen haben?“ – „Sie schalten ihre Playstation aus.“ Einer meiner Lieblings-WM-Witze bei Twitter. Wenn ich mich früher noch oft nach dem Sinn von Twitter gefragt habe, jetzt weiß ich es. Twitter und die Fußball-WM; da wächst zusammen, was zusammen gehört. Live-Kommentare in Echtzeit aus der ganzen Welt, und das in Schlachtengesangstauglichen 140 Zeichen.

Seit der Fußball-WM hat sich die Zahl der ausgesendeten Mini-Botschaften von 750 auf 3000 TPS (Tweets pro Sekunde) vervierfacht. Ob Spielzüge der Mannschaft oder Gesichtszüge der Trainer; bei Twitter wird einfach alles kommentiert. Ganz Eifrige haben sich sogar die Teamfahne auf ihr Mitgliedsfoto montiert. Die Länderflagge – das Arschgeweih von Twitter.

Was wäre Fußball ohne Twitter – was Twitter ohne Fußball? Wenn es mir schlecht geht, suche ich gezielt nach den Fan-Tweets aus dem Land, das gerade hinten liegt, bis zuletzt also Frankreich. In der Schule hatte ich sieben Jahre Französisch. Doch die Vokabeln, die ich binnen kürzester Zeit bei Twitter gelernt habe, sind mir vorher noch nie untergekommen!

Aber nicht nur außerhalb des Platzes ist Twitter eine Bereicherung. Stellen wir uns mal vor: Spieler und Trainer, Vuvuzela-geschädigt wie sie alle sind, würden twittern! Fails statt Fouls, den Shitstorm der gegnerischen Mannschaft parieren mit einer geballten 140-Zeichen-Abwehrkette!

Toll auch für die Spieler-Interviews nach dem Match. @Reporter „Woran lag’s?“ (12 Zeichen) @Spieler: – „Ja gut, ich sach mal, äh, wir haben auf Sieg gespielt. Haben versucht, ein frühes Tor zu machen. Die Räume zuzumachen. War nicht unser Tag.“ (140 Zeichen) Vor allem Podolski, der alte Nuschler, könnte beim Mikro-Blogging ganz groß auftrumpfen, würde er doch buchstaben-ökonomisch am meisten rausholen: „Jo gtt, wr hom hot nch zunsrm Spl gfundn.“ (noch immer 100 Zeichen übrig!)

Sie wissen, wo sie mich am Wochenende, 16 Uhr finden können. Und sollten Sie noch nicht bei Twitter sein: so eine Fußball-WM wäre die perfekte Zeit, damit anzufangen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und ein Tweet hat 140 Zeichen.

Meine Kolmune findet Ihr jeden Freitag neu im Kultur/Medien-Teil der Abendzeitung.



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2 Kommentare
  1. Michael schreibt:

    Sehr schön!

    Unmittelbar passend dazu: Wie twitter-fähig sind die deutschen Nationalspieler? http://yigg.it/wr0yh

  2. Thomas Pfeiffer schreibt:

    Passend dazu hat der Guardian einen Player vorgestellt, mit dem man die Fußballspiele auf Twitter nachstellen kann. Sehr unterhaltsam.

    http://www.guardian.co.uk/football/world-cup-match-replay

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