Man hat das Gefühl die Gräben in der Gesellschaft werden immer tiefer und immer unversöhnlicher. Vor allem die sozialen Netzwerke fungieren als Brandbeschleuniger bei diesem clash of cultures. Seit Jahren warne ich vor einer Entwicklung, die inzwischen genau so eingetreten ist, wie ich sie seit 2016 prophezeit hatte (etwa hier, hier oder hier).
Ich sage nicht, dass Facebook und Google den Hass in die Welt gesetzt haben. Der war schon da und muss ganz dringend an seiner Wurzel gepackt werden. Das hat erstmal nichts mit dem Internet zu tun. Was ich sage und aus eigener Erfahrung belegen kann: Google und Facebook haben die Konflikte gefährlich angefacht und verstärkt.
Die Verantwortlichen kennen das Phänomen und ihre eigene Verantwortung dabei seit langem. Wissenschaftler schlagen Alarm, Mitarbeiter revoltieren. (Auch zum eigenen Rassismus gibt es ein internes Memo: „Facebook has a black people problem“). Hier und da lassen Mark Zuckerberg und Susan Wojcicki (CEO von YouTube) ein paar Maßnahmen verkünden, am eigentlichen Problem aber ändern sie nichts. Lipstick on a pig. Lippenbekenntnise.
Ein Beispiel
Vor wenigen Tagen hat mich Politik Digital zu einer Debatte eingeladen, in der ich zusammen mit Renate Künast, Lars Klingbeil und der Influencerin Diana zur Löwen zum Thema Hass und Verschwörungstheorien diskutiert habe. Gegen Ende der Diskussion durfte der Google-Vertreter Andreas Briese zu meiner Kritik Stellung beziehen, hat auch konkret Hilfe angeboten. So weit so gut. Möchte man meinen.
Damit Ihr versteht, wie Google dann aber in der Praxis verfährt, schildere ich hier, was passiert, wenn die Livestream-Kameras aus sind:
Konkret melde ich Google ein extrem rassistisches, antisemitisches und vor allem gefährliches Video eines bekennenden Reichsbürgers, zu dem es bereits Gerichtsbeschlüsse, in der Folge sogar Haftbefehle, gibt. Zur Erinnerung: Anders als viele eingeschüchterten Opfer, bin ich priviligiert. Ich habe einen Anwalt. Ich habe direkten Zugang zum Google-Management.
Wie es nun weitergeht
Das krass rassistische Video wird von Google nicht etwa gelöscht, sondern lediglich für Deutschland ge-geoblockt. Sprich: Es ist weltweit, nicht nur in deutschsprachigen Ländern wie Österreich oder in der Schweiz, sondern auch für VPN-Nutzer in Deutschland weiterhin sichtbar – inklusive Aufruf, es runterzuladen und im Schneeballsystem weiter zu verbreiten.
Was für ein Irrsinn das ist, muss man Google nicht erklären. Die Netzwerk-Profis wissen natürlich, dass diese Maßnahme wenig bis nichts bringt. Pro forma haben sie dem Gesetz natürlich genüge getan.
Die Materie ist vielschichtig – ich versuche die wichtigsten Punkte auf ein paar Spiegelstriche zu reduzieren:
FAZIT
YouTubes wichtigste Währung ist Engagement. Und nichts bringt mehr Engagement als Hass. So lange Google diesen Punkt nicht angeht, wird das Problem nicht verschwinden. Im Gegenteil. Es wird mit jedem Tag größer. Google und Facebook haben Hass-Maschinen gebaut und keine Antwort darauf, wie sie die toxischen Inhalte vom Rest trennen sollen, ohne ihr komplett auf Werbung basiertes Geschäftsmodell umzustellen. Genau das werden sie nicht tun.
Und so läuft die Hass-Maschine einfach weiter. Kollateralschäden inklusive.