Zur Verleihung des Bits & Pretzels HealthTech Frontier Awards wurde der „Zurück in die Zukunft“-Star Michael J. Fox in München mit Standing Ovations empfangen. Im Anschluss durfte ich eine Stunde lang mit meinem Jugend-Idol über sein Leben und seinen Kampf gegen Parkinson sprechen.

Das Leben zieht oft seltsame Kreise. Erfolge reihen sich an Niederlagen, Glücksmomente an Lebenskrisen. Doch so verschlungen die Bahnen auch oft verlaufen, manchmal begegnen sich Anfang und Ende ganz unerwartet und reichen sich plötzlich die Hand. 

Und auf einmal ergibt alles irgendwie einen Sinn. 

Bald zehn Jahre ist es her, da hörte ich von zwei Jungs, die auf der Suche nach einem Event-Moderator waren. Bernd Storm van’s Gravesande und Andy Bruckschloegl planten eine Gründermesse – in einem Bierkeller, bei Bier, Weißwürsten und Brezn, mit Rednern, Podiumsdiskussionen und einem Live-Pitch-Wettbewerb.  

Bernd und Andy… wer? Als erster Nachrichten-Moderator beim Bayerischen Rundfunk mit einem Twitter-Account und eigener Tech-Kolumne bei der Müncher Abendzeitung sagte ich natürlich sofort zu. Nicht ahnend, was da auf mich zukam. 

Die ersten beiden Events waren im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz und hatten noch wenig zu tun mit jenen perkeft orchestrierten Mega-Events, für die man die Bits & Pretzels heute kennt. Die rund 1000 Besucher saßen sich damals noch wie im Bierzelt an langen Bänken gegenüber und feierten.

Was vorne auf der Bühne geschah, interessierte kaum. Alle Versuche, die Besucher zur Ruhe zu bringen, liefen ins Leere. Ob Staatsministerin oder Kabarettist, ob Podiumsdiskussion oder Unternehmens-Pitch, die Redner hatten Mühe, ihr eigenes Wort zu verstehen. 

Zum Höhepunkt irgendwann am späteren Nachmittag sollten die Sieger des Startup-Wettbewerbs verkündet werden. Die Konfetti-Kanonen knallten, doch nicht einmal diese kamen gegen die Volksfeststimmung an. Niemand hörte, wer gewonnen hatte, nicht einmal das Sieger-Team selbst. Das Chaos war perfekt.

Die Jahre vergingen, ich verließ den Bayerischen Rundfunk und man verlor sich aus den Augen. Das Gründer-Team, das mit Felix Haas zu einem Trio angewachsen war, transformierte die Bits & Pretzels in ein Power-Haus, bei dem sich fortan Gründer und das Who-is-who aus Tech, Politik und Hollywood die Klinke in die Hand gaben. 

Als meine Journalisten-Kollegin Britta Weddeling für die Bits & Pretzels 2019 US-Präsident Obama im Messezentrum interviewte, dachte ich zurück an die Anfänge im Löwenbräukeller und wurde wehmütig (Damals wusste ich noch nicht, dass ich nur wenige Jahre später als US-Korrespondent regelmäßig im Weißen Haus ein- und ausgehen würde – ein weiterer Blogpost, den ich ein anderes Mal schreibe).

Zurück in Deutschland stolperte ich vor kurzem über eine Meldung: Michael J. Fox kommt nach München – zum Healthtech-Ableger der Bits & Pretzels-Konferenz. Wie irre ist das bitte? Erst Mitte März hatte ich MJF bei der SXSW-Filmpremiere von „Still“ in Austin, Texas ganz aus der Nähe erleben können. 

Wie es der Zufall wollte, setzte er sich im Kinosaal ausgerechnet in meine Reihe, nur vier Sitze von mir entfernt. Ich war so Star-struck, dass ich mich kaum auf den Film konzentrieren konnte (Fun-Fact: Ein ähnliches Erlebnis beschreibt MJF übrigens in seinen Memoiren, als er bei der Filmpremiere von Zurück in die Zukunft 1985 neben Lady Diana saß).

Und jetzt, zwei Monate nach dieser Begegnung in Texas war er nun also hier, in München, meiner Heimatstadt, um den Bits & Pretzels Frontier Award entgegen zu nehmen. Jener Stadt, in der ich als Teenager und junger Erwachsener sämtliche MJF-Filme im Kino schaute, viele davon nicht nur einmal.

Damals ahnte ich nicht, dass Michael J. Fox und mich eines Tages sogar einiges verbinden wird: Wie er habe auch ich vier Kinder, ein Junge und drei Mädchen (zwei davon – wie bei Michael – Zwillinge). Meine älteste Tochter und Aquinnah Fox studierten zeitgleich Kommunikationswissenschaft an der Duke-University in North Carolina.

Auch was es bedeutet, unheilbare Krankheiten in der Familie zu haben, erlebte ich aus erster Hand. Mit Anfang 50 setzte bei meiner Mutter die Demenz ein, nur fünf Jahre später wurde bei ihrem Lebensgefährten Parkinson diagnostiziert. An ein selbstbestimmtes Leben war bei beiden nicht mehr zu denken.

Als mich Felix Haas eines Morgens anrief und mir offenbarte, dass das Bits-&-Pretzels-Team der Meinung sei, ICH solle das Gespräch mit Michael J. Fox führen, konnte ich es nicht fassen. So viele Emotionen schossen durch meinen Kopf – ein prägender Teil meiner eigenen Lebensgeschichte, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren in diesem Moment plötzlich eins. 

Letzten Dienstag war es dann soweit: Eine Stunde im Gespräch mit einem Hollywood-Star, mit dem nicht nur ich, sondern eine ganze Generation aufgewachsen ist. Ein Künstler, der im Alter von 29 Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, an Parkison erkrankt war und der sich mit seiner Stiftung seit über zwei Jahrzehnten für die Bekämpfung von Parkinson engagiert. 

Der Druck war enorm. Ich wollte sowohl Michael J. Fox selbst, dem Publikum, vor allem aber dem Bits & Pretzels-Team gerecht werden, das seit Jahren so rastlos an dieser Konferenz gearbeitet hat und das mir nun – nicht zuletzt aus alter Verbundenheit – dieses Gespräch anvertraut hatte. 

Die Minuten vor dem Auftritt, als ich mit meinem Jugend-Idol in der Garderobe zum Vorgespräch saß, verliefen erstaunlich unaufgeregt. Fox war, mal abgesehen von seiner vorangeschrittenen Erkrankung, sehr entspannt. Wir unterhielten uns über unsere Kinder, über einige Fragen, die ich ihm gleich auf der Bühne stellen wollte und ob er mir verzeihen würde, wenn ich dabei auch immer mal wieder „Zurück in die Zukunft“ anschneiden würde. 

„Son of a bitch!“ echauffierte sich Fox mit gespielter Entrüstung. Wir grinsten und dann ging es auch schon los. Nach einer kurzen Ansprache von Bits & Pretzels-CEO Christian Lohmeier, der die Idee hatte, MJF nach München zu holen und der Laudatio von Eckart von Hirschhausen sprachen Fox und ich über seine ersten Jahre in Hollywood, seine Erkrankung und weshalb er diese sieben Jahre lang geheim hielt.

„Ich hatte Angst, die Leute würden aufhören zu lachen, wenn sie dächten, ich sei krank“, erklärte Fox. Schließlich sei es sein Job gewesen, die Leute zum Lachen zu bringen. „Wenn es mir gelingt an jedem Tag etwas zu finden, wofür ich dankbar bin, kann ich diesen Tag gewinnen“ so Fox. „Dankbarkeit ist nachhaltig“. Oder wie Michael J. Fox, aka Marty McFly, wohl sagen würde: „If you put your mind to it, you can achieve anything!“.

Fox & friends: Felix Haas, Andy Bruckschloegl, Michael J. Fox, Christian Lohmeier, Bernd Storm van’s Gravesande

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint an einem Abend. It was a hell of a ride. Danke, Andy, Bernd, Felix, Christian, Ann-Kathrin, Christine und alle, die das möglich gemacht haben. 

Danke Michael. Goodbye, Marty.

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3 Kommentare
  1. Jan Wokittel schreibt:

    Schöner und authentischer Artikel! Hast du toll gemacht – es war klasse euch zuzuhören. Lieben Grüsse, Jan

  2. Magda schreibt:

    ❤️

Willkommen!