Kryptowährungen erleben seit Corona großen Zulauf. Ist virtuelles Geld die Antwort auf die steigende Inflation?
Lasst uns über Geld reden. Das Konzept Geld ist so alt wie die Menschheit. Bei Homer taxierte man den Wert von Gütern in Rindern. Mit Krösus wurden die Goldmünzen populär. In manchen Teilen der Welt gilt Muschelgeld (Kaurischnecken) noch heute als offizielle Währung. Als Marco Polo zuhause davon berichtete, dass man in China mit bedrucktem Papier bezahlt, hielt man ihn für einen Scharlatan.
Im Netz boomen seit geraumer Zeit Krypto-Coins. Über zehntausend Arten dieser rein virtuellen Münzen werden bei Banken und auf Tauschbörsen zu teils schwindelerregenden Summen gehandelt. Zu den bekanntesten zählen Bitcoin und Ethereum. Sie basieren auf der sogenannten Blockchain-Technologie, eine Art digitales Buchhaltungssystem, das dezentral verwaltet ist und dadurch als besonders fälschungssicher gilt.
Sind Krypto-Münzen echtes Geld? Per Definition gilt für Krypto-Geld, was auch für klassisches Geld gilt: Man kann es tauschen. Man kann es aufbewahren. Es hat einen gewissen Wert. Die Frage nach dem Wert ist gerade besonders aktuell. Ob Lebensmittel, Heizkosten oder Sprit, die steigende Inflation sorgt dafür, dass unser Geld weniger wert ist. So wenig wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Ein Grund für den schleichenden Wertverfall: Aufgrund von Corona haben die westlichen Regierungen 2020 damit begonnen, deutlich mehr Geld in Umlauf [PDF Presseerklärung Europäische Zentralbank] zu bringen als üblich. Buchungstricks, um die Wirtschaft zu stützen. Manchmal wird dabei auch sprichwörtlich Geld gedruckt. In den USA wurde letzten Herbst überlegt, eine Platinmünze mit einem Fantasiewert von 1000 Milliarden Dollar zu prägen und bei der Staatsbank zu hinterlegen. Problem gelöst und noch dazu völlig legal.
So gesehen ist die Frage, ob es sich bei Kryptowährungen um echtes Geld handelt, trivial. Der Euro kann genauso viel wert sein wie beispielsweise die Jesus Coin, eine Währung, die nach eigener Beschreibung Wunder verheißt und mit der man für seine Sünden zahlen kann. Eine Spaß-Währung, die wie die meisten Kryptowährungen rein virtuell existiert und die plastisch macht, was für alle Währungen gilt: Ob Dollar, Gold- oder Jesus-Münzen – der eigentliche Wert, der alles zusammenhält, ist am Ende der Glaube.