In Straßburg wurde heute über eine Reform des Urheberrechts abgestimmt. Schon wieder. Die erste Vorlage vom Juni fand keine Mehrheit. Heute also wurde das Leistungsschutzrecht im zweiten Anlauf vom EU-Parlament abgesegnet

Der erste Lobbyist.

 

Worum es geht: Europäische Zeitungsverleger beklagen, dass Internetanbieter (sprich: Google) Geld verdienen, indem sie in ihren Suchmaschinen mit Überschriften und kurzen Anreißertexten auf Zeitungsangebote verlinken. Mit diesem Inhaltsverzeichnis für das Internet verdient Google unfassbar viel Geld. Und genau davon wollten die Verlage etwas abhaben.

 

Es gibt Vieles, was man an Google kritisieren kann und auch muss: den katastrophalen Datenschutz, den verantwortungslosen Umgang mit Opfern von Verleumdung und Hass, die Steuerflucht, die Marktmacht. Was man dem Konzern aber nicht vorwerfen kann: die Idee. Die Gründer hatten zur richtigen Zeit den richtigen Riecher und haben ein Produkt geschaffen, das für uns alle das Internet überhaupt erst nutzbar macht.

 

Ein solches Angebot hätte den Verlegerdynastien hierzulande gut zu Gesicht gestanden, gerade im Land der Dichter und Denker. Geld, Wissen, kluge Köpfe – all das wäre da gewesen. Vor allem Geld. Gerade in den 90er Jahren, als das WWW geboren wurde, feierten die Zeitungsverleger historische Rekordumsätze. Das wäre die Zeit gewesen, in die digitale Welt zu investieren. Mangelnde Vision und fehlende Risikobereitschaft – ein klares Management-Versagen.

 

Sich die eigene Schlafmützigkeit im Nachhinein durch Lobbyismus in Berlin und Brüssel jetzt auch noch vergolden zu lassen, ist dreist. Noch dreister ist es, die eigenen Qualitätszeitungen für das Lobbying in eigener Sache zu missbrauchen. Für einen Journalisten, der sowohl in der Print- wie auch in der Online-Welt zuhause ist, war ein derartiger Ausverkauf des Journalismus, wie wir ihn in den letzten Wochen und Monaten erlebt haben, nur schwer zu ertragen.

 

Damit kein Missverständnis aufkommt: Unsere Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass Leser für die Arbeit bezahlen, die Journalisten leis- ten. Es muss gelingen, den Wert dieser Arbeit deutlich zu machen. Kluge Bezahlmöglichkeiten zu entwickeln, die bequem und zeitgemäß sind. Unsere Leistung als Wissensvermittler hätte es verdient. Unsere Leistung als Innovatoren gewiss nicht.

 

 

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