In Deutschland gibt es 10.000 Blogger. Sagt man. Wissen tut das freilich keiner, denn wir Blogger sind wenig organisiert, weder in Verbänden und auch sonst nicht im Leben.

big-blogViele Menschen zieren sich, ein Blog zu führen, weil sie meinen, ihnen fällt nichts ein oder sie können nicht schreiben. Als ob das professionelle Schreiberlinge je davon abgehalten hätte, Journalist zu werden.

Jürgen Domian ist einer, der aus seinem Herz keine Mördergrube macht (Franziskus-Fun-Fact: Der Ursprung dieser Redensart geht auf den frühchristlichen Blogger Matthäus zurück – Matth. 21,13 „Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht!“). Der Kölner Talkradio-Moderator hatte sich kürzlich bei Facebook kritisch über den neuen Papst geäußert. Wenig später hatte Facebook seinen Text einfach gelöscht.

„Ungeheuerlich!“ schimpfte Domian, das Freunde-Netzwerk aus den USA übe Zensur aus. Nicht das erste Mal, dass Facebook des willkürlichen Löschens bezichtigt wird. So hatte der Internet-Konzern vor einigen Monaten das Foto einer Nutzerin entfernt, weil der unverhüllte Ellbogen der Frau irrtümlich für eine blanke Brust gehalten wurde.

Im Netz tobt seitdem eine heftige Debatte darüber, ob Facebook das Recht hat, Inhalte seiner User zu löschen. Ja, sagen die einen, schließlich sei die Internet-Plattform kostenlos. Nein, sagen die anderen, das Recht auf freie Meinungsäußerung gelte auch für Facebook.

Wie so vieles im Leben kann das nicht einfach nur schwarz oder weiß sehen, sondern eher so 50 Shades of Grey. Wer kritische Kommentare auf Katja Riemanns Facebook-Seite postet, muss damit rechnen, dass die dort nicht lange stehen bleiben.

Ein Grund mehr, sein eigenes Blog zu betreiben. Hier ist man sein eigener Herr, kann über Gott und die Welt so ziemlich alles schreiben, was das Grundgesetz deckt. Eine Errungenschaft, die wir oft als selbstverständlich betrachten, und von der wir – wie ich finde – noch viel zu wenig Gebrauch machen.

Wir sollten nicht vergessen, dass es Länder geben soll, in denen Menschen ihr Leben riskieren, wenn sie öffentlich ihre Meinung kundtun (Weltkarte Pressefreiheit/PDF). Deshalb: Diskutiert mit – je konstruktiver desto besser! Mischt Euch ein! Bloggt! Ihr habt sicher mehr zu sagen, als nur alle vier Jahre durch ein Kreuz in der Wahlkabine.

Warum?

Weil Ihr es könnt.

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16 Kommentare
  1. Sascha Theobald schreibt:

    Gut auf den Punkt gebracht!

    Ich bin der Meinung, dass Facebook das Hausrecht hat und davon natürlich auch gebraucht macht. Ob man das jetzt toll findet oder nicht – verhindern kann man das kaum.

    Ein Blog ist die perfekte Basis, um seinen Gedanken und Ansichten eine Stimme zu verleihen. Hier bin ich Herr, hier darf ich sein. Alles im rechtlichen Rahmen natürlich. Gerade als Unternehmer ist es mir wichtig, die Kontrolle über meine Inhalte zu behalten. Und das geht halt am besten im eigenen Blog.

    • Moki schreibt:

      Natürlich hat Facebook in seinem Netzwerk das Hausrecht. Aber mal eine Frage aus der guten alten, analogen Welt: Sie haben bei sich zu Hause auch das Hausrecht. Aber gibt ihnen das das Recht, mit Ihren Besuchern zu tun und zu lassen, was Sie wollen? Wohl nicht. Es gibt übergeordnete Regeln, an die auch Sie als Hausherr sich zu halten haben. In sozialen Netzwerk scheint es diese Regeln nicht zu geben. Das ist ein Problem. Und deshalb verschwinden auch kritische Posts von Jürgen Domian einfach so. Er kann sich alleine deshalb dagegen wehren, weil er prominent ist. Der durchschnittliche Nobody hat keine Chance. Ich finde sehr wohl, dass es einen übergeordneten Regelkatalog – ein Gesetz – geben sollte, das auch Facebook an die Meinungsfreiheit bindet.

      • wolfgang schreibt:

        Nun mal ehrlich… facebook ist ein toller „Websitebaukasten“ für jedermann, weswegen es auch solch einen Hype erlebt.

        Was aber viele Wortführer immer noch nicht verstanden zu haben scheinen, ist, daß sie hier dem Hausrecht eines amerkianisch-prüden Unternehmens unterstehen, dessen Eigentümer nicht nur Herr Zuckerberg, sondern unter anderem auch die CIA als shareholder ist (das stand auch genauso bis noch vor einigen Tagen in der deutschen Wikipedia – mittlerweile zensiert). Wer sich jetzt immer noch aufregt, ist selbst schuld.

        Sicher, nicht jedermann ist so versiert, daß er sich selbst eine gute Webseite zusammenstellen kann, und Blogs gibt es so unzählig viele, daß sie in der Masse einfach untergehen. Deswegen sind diese sozialen Netzwerke (hier facebook) so beliebt. Mit meinem Namen finde ich mich auf der ersten Seite bei Google, wenn ich einen facebook Account habe. Machen Sie das mal mit Ihrem eigenen Blog oder Webseite ;)

        Auf der anderen Seite (mal abgesehen von vorgenannten Fakten) sehe ich das Ganze aus der sich des Community Managers, der täglich mit ähnlich gelagerten Fällen des Hausrechts zu tun hat.

        Die Papstgeschichte war sicherlich übertrieben, trotzdem hat sogar hier der Hausherr das Recht auch diesen Beitrag zu löschen. Herr Domian hat doch nur wegen seines Bekanntheitsgrades hier überhaupt etwas erreicht. Wie wäre diese Sache bei Otto 08/15 verlaufen? Wohl im Sand…

        Fakt ist, daß ich mich als Seitenbetreiber auch nicht von groß angelegten Demonstrationen beeinflussen lassen muß. Wenn ich festgelegt habe, daß weibliche Brustwarzen (bzw. andere „private Teile“) nicht sichtbar sein dürfen, dann habe ich das Recht, Zuwiderhandlungen zu löschen, die betreffenden Personen zu warnen und sie bei Wiederholung auch von meiner Community auszuschließen.

        Die Moderation solch eines Molochs wie facebook wird auch nur von Menschen gemacht, und wenn einer auf die Schnelle einen Ellbogen als Brust ansieht… mein Gott, da gibt es schlimmeres. Trotzdem sind die AGB bzw die Verhaltensregeln klar definiert und der Hausherr hat das Recht, jeden zu ermahnen bzw rauszuwerfen, der sich nicht an diese Regeln hält. Hier nochmal: AMERIKANISCHE REGELN.

        Die Überschrift sagt es fast schon aus… die Blogger sind nicht organisiert. Damit könnte so manch einer auch auf die erste Seite bei Google kommen… aber das ist nicht so einfach, wie sich schnell einen facebook Account anzulegen… *grins*

  2. Nino schreibt:

    Oh ja, ganz meine Meinung! Mein Blog bekommt alles zu futtern, was mich so beschäftigt. Manchmal lobe ich, manchmal prügel ich aber auch. Google verleiht einem genau an diesem Punkt unglaublich Macht, wenn man sich etwas geschickt anstellt.
    Wenn ich mich über eine Werkstatt ärgere und das kund tue, dauert es manchmal nicht lange und ich bekomme einen Anruf und dann geht plötzlich alles wie geschmiert.
    Das sollten wirklich viel mehr Leute machen!

Willkommen!