Hunde pinkeln an Bäume, um ihr Revier zu markieren. Ich checke mich ein bei Foursquare. Doch wehe, jemand pisst an meinen Stamm-Baum! 

WO STECKST DU, HANSI !?! Ich weiß, dass Du hier bist! Hansi K., der Mann, der mich gedemütigt, im ganzen Wild Wild Web lächerlich gemacht hat. Eines Tages bekam ich eine Mail: „Hansi K. ist jetzt Mayor von Starbucks Leopoldstraße“. Mayor! Von MEINEM Starbucks?! Seit es den Laden gibt, bin ich Bürgeremister im Schwabinger Starbucks. Jeden Tag hole ich mir dort meinen Kaffee. Mit dem Geld, das ich hier schon gelassen habe, könnte man Irland, Spanien und Griechenland zweimal retten – mit Platz für Milch!

Für alle Nicht-(Ein-) Checker

Das mit den Bürgermeisterämtern funktioniert so: Im Internet gibt es ein Soziales Netzwerk namens Foursquare. Das ist so eine Art Facebook, gebunden an Orte. Wann immer man sich mit seinem Smartphone bei Foursquare eincheckt, ermittelt das Telefon den Standort und wenn man Glück hat, bekommt man zur Belohnung eine lustige Plakette. Wer sich wiederholt am selben Ort einbucht, kann dort „Mayor“, also Bürgermeister werden. Man kann sich die Posten auch gegenseitig streitig machen. Als ich zum Beispiel meinem Freund Marcus das Bürgermeisteramt in der Intendanz des Bayerischen Rundfunks abgenommen habe, hat der zwei Wochen nicht mit mir geredet.

Aber das mit Hansi K. ist anders. Das ist persönlich. Man nimmt mir nicht so ohne weiteres mein Amt in meinem Stamm-Café ab! Ich bin Mayor auf drei verdammten Kontinenten; vom Parkplatz der Apple-Zentrale in Kalifornien, vom Rundschau-TV-Studio in Freimann, eine Zeit lang war ich sogar Bürgermeister der Klagemauer in Jerusalem. Doch das alles ist nichts im Vergleich zu meiner Regentschaft in München. Das hier ist mein zweites Wohnzimmer, hier genieße ich Heimrecht. Hörst, Du, Hansi K., dieses Kaffeehaus ist zu klein für uns beide!

Vor einer Stunde hast Du hier eingecheckt, ich weiß also, dass Du hier bist. Das Vertrackte: Ich kenne meinen Nemesis nicht persönlich, weiß noch nicht einmal, wie er aussieht. Der elende Feigling traut sich nicht, ein Foto von sich ins Profil zu stellen. Stattdessen prangt dort ein Bild einer Sammlung bunter Sportschuhe. Sportschuhe! Was soll das, Hansi, wohl zu hässlich fürs Internet?!

12 Uhr – High Noon

Der Laden ist gerammelt voll. Es könnte jeder sein. Der Hipster mit den roten Sneakern? Der BWLer mit dem Seitenscheitel? Ich laufe von Tisch zu Tisch: „Bist du Hansi K.?“ Wo ich auch frage: Fehlanzeige. Er MUSS doch hier sein! Gerade will ich aufgeben, da sehe ich, wie sich vor dem Gebäude ein Typ mit Schnauzbart auf sein Fahrrad schwingt. Ich – sofort raus – stelle ihn zur Rede: „SIE!“, tobe ich, bevor sich mein Gesicht in sich zusammenfaltet:

„Ich… äh… Grüß Gott, Herr Ude!“

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5 Kommentare
  1. Petra schreibt:

    ;o))))
    Schön die Kurve gekriegt zwischen dem digitalen Ärger und dem analogen Schämen.
    Da bliebt doch mal die Frage – Kann man sich eigentlich digital schämen?

  2. eincheckenistdämlich schreibt:

    Den Stuss muss man nicht verstehen oder?
    Wer über solche Netzwerke seinen jeweiligen Standort dem Internet aufzwängen muss, hat doch irgendwie ein Problem mit seiner Privatsphäre…

    grüße,
    Retronuclear239

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