Ob Y-titty oder Gronkh – beim Webvideopreis 2012 in Düsseldorf feierte die Generation YouTube ihre Stars. Doch der ganz große Abräumer kam aus Österreich und war die Überraschung des Abends.

Es gibt Momente im Leben, die sind magisch. Gestern Abend war für mich so ein Moment, ein Moment, der sich trotz aller Widersprüche „richtig“ anfühlte – oder vielleicht gerade deswegen? Die Jury (ich bin kurzfristig als Laudator für „Rahmschnitzel“ eingesprungen, hatte aber von den übrigen Preisträgern keine Ahnung) hatte eine mutige wie auch symbolhafte Wahl getroffen, die vielleicht mehr beiträgt zur deutschen Medienkultur als die vielen Lobby- und Selbstbeweihräucherungsgalas der großen Verlage, Musiklabels, Film- und Fernsehhäuser.

In der Kategorie IMHO (In My Humple Opinion) ging sowohl der Jury- als auch der Publikumspreis an die Mitarbeiter des ORF, die sich in einem privat gedrehten YouTube-Video gegen die unerträgliche Einflussnahme der Politik bei der Stellenbesetzung ihres unabhängigen (!) öffentlich-rechtlichen Rundfunkhauses aussprachen.

Beeindruckend: Die Tatsache, dass die jungen Wilden aus dem Netz (desinteressiert?, unpolitisch?) aus dem schier unendlichen Angebot an Webvideos ausgerechnet den Film einer Gruppe „Dinosaurier“ vom vermeintlich toten Medium „Fernsehen“ gewählt haben, ist bemerkenswert. Wohlgemerkt: Ausgezeichnet wurde nicht der ORF, sondern die Mitarbeiter der ZiB-Redaktion, die durch ihre Mitwirkung an diesem Protestvideo Mut bewiesen, vielleicht sogar ihren Job riskiert haben. Ein Signal, das von Deutschland nach Österreich und hoffentlich auch wieder zurück in die deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten strahlt*.

… von rechts: Milena Bonse, Mario Sixtus, Katrin Bauerfeind, Kathrin Fricke, Florian Hager

Das große Finale: Dieter Bornemann und Fritz Wendl (stellvertretend für die ZiB-Mannschaft) und die Jungs von Y-TITTY bei der Übergabe der best-of-the-best Preise in der Kategorie „EPIC“. Alt und jung, Neue und Alte Medien vereint, Seite an Seite, Schulter an Schulter. Die Tyrannei der Masse hat gesprochen.

Herzlichen Dank an Markus „Videopunk“ Hündgen, Mario Sixtus, Julius Endert, Christoph Krachten und das ganze Team. Toller Abend, wirklich.

* Disclaimer: Ich bin freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk / ARD

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2 Kommentare
  1. […] Gutjahr sagt: Eat this, Bambi zum Thema Webvideopreis […]

  2. Ring2 schreibt:

    Genauso empfinde ich das auch. Der Dreisprung von Videocamp, Youtubber-Treffen und Preisgala hat die Truppe um den Videopunk zu DER Nahtstelle zwischen den Mediengattungen und -Generationen gemacht. Respekt!

    (Da können sich Hamburg, Berlin, München und Köln mal ein Beispiel dran nehmen)

Willkommen!