Schlichtweg Freundschaft
Ich weiß, was Ihr gestern Abend getan habt. Das Interview mit Christian Wulff bei ARD und ZDF – wie hat sich der Bundespräsident Eurer Meinung nach geschlagen? Mir sind da ein paar Dinge aufgefallen….
Sperrfristen
Gehe ich zu weit, wenn ich sage: Im Zeitalter von Twitter, Facebook & Co sind Veröffentlichungsabsprachen total Gaga? Genau so gut könnte man versuchen, den Leuten heute wieder ihre Handys, SMS und das ganze Internet wegzunehmen. Guten Flug. Johannes Kuhn vom Süddeutsche.de-digitalblog (Glückwunsch zum Start diese Woche!) hat das in diesem Beitrag wunderbar auf den Punkt gebracht.
Audience Flow
Zugegeben: Das Interview war nicht vorhersehbar; ARD/ZDF haben zur besten Sendezeit ihr Programm öffnen müssen. Wie schräg mutet es allerdings an, wenn unmittelbar nach dem Wulff-Interview im Ersten ausgerechnet die Maschmeyer-Ferres auf einen Luxusdampfer durchs Degeto-Gewässer schippert (…Urlaub bei Freunden?). Im ZDF hieß es nach der Debatte um den 500.000 Euro-Kredit des Präsidenten“Rette die Million!“. In beiden Fällen: Audience-Flow: 1 mit *! Geschmacklich: …geht so.
Inhaltliches
Auf Interviewführung und Inhalt möchte ich hier nicht eingehen. Das können Andere. (Broder, . Prantl). besser. Ein déjà vu allerdings hatte ich gestern: Der Präsident benutzte an vielen kritischen Stellen das Wort „man“, wenn er besser „ich“ hätte sagen sollen. Wie Guttenberg letztes Jahr. Hab‘ zur Sicherheit noch mal nachgezählt: 45 mal im ganzen Gespräch (immerhin hat er uns den pluralis majestatis erspart!).
Und dann ist mir da noch etwas aufgefallen. Kam Euch die Verteidigungsrede unseres Bundespräsidenten nicht auch seltsam vertraut vor?
Nehmt zum Beispiel diesen Satz hier:
Erinnert Euch das nicht auch an einen anderen großen Staatsmann aus den späten 80ern…?
Seht und überzeugt Euch selbst – ich hab da mal was für Euch zusammengebastelt:
Wie habt Ihr das Interview gestern wahrgenommen? Hat Wulff die Kurve gekriegt?
Das Video hat mir gleich mal den Start in den Tag verschönert :-) Zum Interview selber weiß ich gar nicht so recht was sagen. Man (oder muss ich jetzt ich sagen?) ist irgendwie zwiegespalten. Man kann teilweise schon Mitleid mit ihm haben, wobei dieses Mitleid in diesem Fall und in dieser Position nichts „gutes“ bedeutet.
Ich hatte bei der ersten Antwort das Gefühl, das er nicht ganz die Wahrheit sagt. Warum mir das aufgefallen ist hat 2 Gründe für mich. Einmal die nicht wirklich deutliche und kräftige Stimme und die Augenbraue nach oben ziehen. Das sind in der Körpersprache 2 Signale die mir verraten, das an der Stelle geflunkert wurde. Während des Interviews passierte das häufiger. Ich lasse mich überraschen ob er sich noch bis zum Schluss im Amt halten kann.