Der Vorstandsvorsitzende eines Multimilliarden-Dollar-Konzerns dankt ab. Ihr sagt: Na und? Fanboy oder nicht – mit dem Rückzug von Steve Jobs bei Apple geht eine Ära zu Ende.

Foto: Marcus Schuler

Nennt mich einen Fanboy, einen Spinner oder einfach nur einen sentimentalen Tropf; aber die Nachricht über den Rückzug von Steve Jobs als Chef von Apple ist mir nahe gegangen. Seit meiner Jugend arbeite ich mit Apple-Computern. Von der Erstellung der Abitur-Zeitung bis zu meinem ersten Fernsehbeitrag, die Apfel-Rechner haben mich mein Leben lang begleitet. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die PCs anderer Hersteller sind in der Regel billiger und können oft auch mehr, als ein entsprechendes Apple-Produkt. Aber keine Firma hat mich so sehr an die Hand genommen, hat es mir so leicht gemacht, einen Computer zu bedienen, ohne dass ich zuvor lange Schulungen besuchen oder dicker Handbücher wälzen musste. Das war das Genie von Apple und seinem geistigen Schöpfer und Mitbegründer Steve Jobs.

Meine Begegnung mit Steve Jobs auf der WWDC 2010

Es gibt eine Anekdote, wonach der junge Jobs Mitte der 80er Jahre eine Party in Manhattan besucht haben soll. Das Who-is-Who der Upper West Side ist anwesend, darunter auch so namhafte Künstler wie Andy Warhol oder Keith Haring. Doch anstatt sich um die Promis zu kümmern, verbringt Jobs die meiste Zeit damit, einem neunjährigen Jungen seinen Macintosh-Computer zu erklären. Warum, will ein Reporter wissen. Weil der Junge die richtige Frage gestellt habe, so Jobs. „Wenn ich Erwachsenen meinen Computer zeige, fragen diese: Was ist das? Der Junge aber fragt: Was kann ich damit machen?“

Weitere Steve-Blockbuster hier…

Anders als manch ein Top-Manager bin ich nicht der Meinung, dass man einem Mann, der mit seinem Konzern mehrere Milliarden Dollar verdient hat, auch noch die Füße küssen muss (Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hatte das ja mal letztes Jahr in einer US-Talkshow verkündet, weil er der Meinung war, Jobs werde mit dem iPad die Zeitungsindustrie retten. Heute distanziert er sich übrigens von dieser Aussage.). Aber ich möchte doch so weit gehen, zu behaupten, dass Steve Jobs mehr zur digitalen Medienwelt beigetragen hat, als alle Verlegerfamilien oder Medienmogule zusammen.

Im Herbst 2001, vor zehn Jahren, hat Steve Jobs mit dem iPod, 2003 mit dem iTunes-Store, 2007 mit dem iPhone und letztes Jahr mit dem iPad damit begonnen, ganze Industriezweige umzukrempeln. Jetzt hat der schwer kranke Firmenchef das Zepter ein für alle mal an seinen Nachfolger weitergereicht. „Mein Ziel war es nie, eines Tages der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein.“, hatte er in einem Interview mit dem Wall Street Journal einmal gesagt. „Abends ins Bett zu gehen und sagen zu können, wir haben heute etwas wunderbares geleistet, das ist es, was für mich zählt.“

Dazu auch: Steve Jobs und die Apple Story – Wie alles begann.

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16 Kommentare
  1. MacDentist schreibt:

    Auch ich bin ein Spinner, ein Fanboy, ein sentimentaler Tropf. Die Nachricht habe ich heute Morgen im Bad gehört und bin seitdem etwas depressiv. Danke Steve.

  2. Christian Pohle schreibt:

    Fanboy oder nicht, ein Mensch, der so konzentriert seine Visionen umsetzt und vor allem darauf achtet, daß die Produkte gut werden, auch im kleinsten Detail, der verdient Hochachtung und er verdient, nachgeahmt zu werden. Ich hoffe für Apple, daß Steve die Unternehmenskultur so stark prägen konnte, daß auch alle seine Nachfolger die gleiche Besessenheit haben und auf Details achten. Ich wünsch‘ ihm (und uns allen) noch viele Jahre im Aufsichtsrat.

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