Selten hat Apple einen solchen Shitstorm erlebt wie mit Final Cut Pro X: „Enttäuschend“, „Unbrauchbar“ oder auch „Müll“ schimpfen die Kunden. Filmemacher haben eine Online-Petition gestartet, Andere verlangen ihr Geld zurück. Eine Woche habe ich das Programm jetzt getestet und ich komme zu einem ganz anderen Urteil.
Der Classic-Coke-Moment
Mit Final Cut Pro X erlebt Apple derzeit seinen „Classic Coke„-Moment: Eines der erfolgreichsten Schnittprogramme der Welt wurde generalüberholt, nicht zur Freude der Final Cut Pro Gemeinde. Fans und Heavy-User sind entsetzt, halten FCPX für unbrauchbar. Filmemacher haben eine Online-Petition ins Leben gerufen, sogar Conan O’Brien verreißt die neue Software in seiner Late Night Show:
Verschlimmbesserungen
Es wäre nicht das erste Mal, dass Apple eine beliebte Software verschlimmbessert. Man erinnere sich an iMovie08, das weit hinter den Möglichkeiten seines Vorgängers zurückblieb, manche fundamentale Funktion (z.B. das Bearbeiten der Tonspur) wurde sang- und klanglos gestrichen. Aber auch andere iLife-Programme wie z.B. iPhoto wurden über die Jahre optisch aufgehübscht, haben dabei jedoch auch so manche liebgewonnene Bearbeitungsmöglichkeit eingebüßt.
Die Story von Final Cut Pro
Randy Ubillos ist kein Idiot. Mit Programmen wie Premiere, Aperture und KeyGrip (später FCP) hat Ubillos Standards gesetzt, die über Jahre hinweg, wenn nicht gar über Jahrzehnte die Video- und Fotobearbeitung weltweit prägen sollten. Bei iMovie08 (Arbeitstitel: „First Cut“) und jetzt Final Cut ProX wollte Ubillos ein Problem angehen, das mit der zunehmenden Verbreitung von Consumer-Kameras und den immer billigeren Speichermöglichkeiten einhergeht: das Chaos beim Sichten von Rohmaterial.
In den kommenden Tagen folgen weitere Tutorials „Final Cut Pro X für Beginner“ – abonniert einfach meinen YouTube-Kanal
FCP X im Praxis-Test
Seit einer Woche arbeite ich jetzt mit Final Cut Pro X und ich bin begeistert. Als Journalist, der viel mit Videos arbeitet, bietet mir Final Cut Pro X alle Funktionen, die ich bei iMovie schmerzlich vermisst habe. Gerade für kleinere Projekte, Interviews oder auch für Web-Videos fiel mir die Wahl meiner „Waffen“ oft schwer: iMovie – quick aber eben leider oft auch dirty, oder aber Final Cut – mächtig, in den meisten Fällen jedoch überdimensioniert. Mit Final Cut Pro X schließt Apple nun diese Lücke.
Vor allem aber beim Einspielen und Sichten von Rohmaterial übertrifft FCPX alle bisher bekannten Schnittsysteme: Noch nie ging das Importieren und die Szenensuche so fix und leicht von der Hand. Gerade für Reporter oder Hobby-Filmer, die selten nach Drehbuch filmen, eine unschätzbare Verbesserung!
Markus Hündgen hat in seinem Blog ein überzeugendes Fazit gezogen, dem ich mich nur anschließen kann:
„Die Zukunft des Bewegtbildes liegt bei den Prosumern und diese Zielgruppe definiert Professionalität und dafür notwendige Features neu. Die schrittweise Zusammenführung von iMovie und Final Cut, und das zu einem fairen Produktpreis ist ein Segen für die junge Generation digitaler Filmemacher.“
Meine ersten Eindrücke nach einer Woche Praxis-Test:
positiv
negativ
Meine Empfehlung
Wer von iMovie kommt, und ein professionelles Schnittprogramm für seine Projekte sucht, bekommt für 240 Euro eine einfache aber mächtige Software. an die Hand, die (fast) keinen Wunsch offen lässt. Wer professioneller Filmemacher ist und stets mit Final Cut Pro gearbeitet hat, der muss in den sauren „Apfel“ beißen und kann auf die angekündigten Updates hoffen oder aber damit beginnen, sich nach Alternativen umzusehen. Apple hat durchblicken lassen, dass einige Pro-Funktionen aus der Vorgänger-Version nachgeliefert werden. Wem das nicht genügt, der bekommt bisweilen sogar den Kaufpreis zurückerstattet.
Mal abgesehen, von Apple und Final Cut und bla bla, was mir alles am … vorbei geht, muss ich doch eins feststellen: Dein Tutorial ist cool gemacht. Kann sich mancher Photoshop-Tutorial-Macher noch was von abgucken.
@Pierre Vielen Dank.
Hast du den ton absichtlichasynchron gemacht, als Hommage an O’Brien oder macht das FCPX von selbst jetzt immer so?
@Tom Nein. Kamera und Bildschirm-Movie liefen mit untersch. Frame-Raten. Wie man das nachträglich korrigiert, habe ich noch nicht herausgefunden.