Game Over – ich strecke die Flossen. Ich gebe mich geschlagen, komme nicht mehr mit. Die digitale Welt frisst ihre Kinder und Schande, ich bin eines davon.

Erzählen Sie das bitte niemandem, der mich kennt, schon gar nicht bei Facebook (ich will dort nicht mein Gesicht verlieren), aber zum ersten mal in meinem noch jungen Digitalen Leben fühle ich mich überfordert.

Lokalisten und Facebook, so fing es an, dann kam – in autobiographischer Reihenfolge: YouTube, Twitter, Flickr, Vimeo, Xing, LinkedIn, UStream, Stumble-Upon, Posterous, Digg, Lazyfeed, Friend-Feed, Amplify, Formspring, Tumblr, Googgle Buzz, Ping, Instagram, Foursquare, Gowalla, Quora – gestern habe ich mich bei Liveshare angemeldet, meinem 100. Sozialen Netzwerk!

Wenn Sie mit all diesen Namen nichts anfangen können beneide ich Sie. Was ich auch tue, wo immer ich auch bin, sofort muss ich meinen Status updaten, schreiben was ich tue, mit wem und vor allem natürlich warum. Das Problem: So langsam gehen mir die Erlebnisse aus! Ich fühle mich schuldig, schließlich erwarten meine Fans, Freunde und Follower ständig neuen Stoff.

Seitdem ich in den Sozialen Netzwerken unterwegs bin, bemühe ich mich natürlich, besonders intensiv zu leben. Täglich bekämpfe ich meine Profilneurose mit immer neuen Profilfotos. Meinen Beziehungsstatus habe ich schon so oft geändert, dass ich gar nicht mehr weiß, welchem Geschlecht ich zuzuordnen bin. Auch die Religionen habe ich alle durch.

Wussten Sie, dass Sie z.B. als Pastafarianer an eine Gottheit namens „Fliegendes Spaghettimonster“ glauben und dass dort im Jenseits ein Biervulkan und eine Stripper-Fabrik auf Sie warten? Aber ich schweife ab.

Offensichtlich bin ich nicht allein. Laut Sucht- und Drogenreport der Bundesregierung sind allein in Deutschland 560.000 Menschen online-süchtig. Der Haken: Online-Sucht wird von der Krankenkasse nicht als Krankheit anerkannt (das deutlichste Zeichen dafür, wie groß ein Problem wirklich ist). Auch in den Social Media Guidelines meines Arbeitgebers finde ich keine Hilfe.

Bleibt wohl nur noch eins: Digitaler Selbstmord, den Stecker ziehen und mein Computer-Ich begraben. Auch dafür gibt es übrigens ein Soziales Netzwerk, einen Online-Friedhof namens „Stayalive“, gegründet vom früheren Focus-Chef Helmut Markwort. Ich hab mich sofort angemeldet.


Ach ja, bei flattr bin ich auch (zwinker!)

Flattr this

Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Bitte unterstützen Sie mein Blog mit einer Spende.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Notwendige Felder sind mit * markiert.

21 Kommentare
  1. Manni schreibt:

    Ööödeeeeeee!

  2. Boris Barschow schreibt:

    Schon auf dem digitalen Friedhof angemeldet ;-)

Willkommen!