Normalerweise verlässt der Adler den Horst. Diesmal war es umgekehrt – der Horst hat den Adler verlassen*. Und uns alle lässt er ratlos zurück. Nur einen kurzen Moment durften wir Deutsche mit Lena fröhlich sein. Jetzt hat uns die bundesrepublikanische Bräsigkeit wieder fest im Griff.
Wer kommt nach Köhler?. Jetzt gehen sie also wieder los, die politischen Ränkespiele. Postengeschacher, wahltaktische Manöver. Quereinsteiger lässt man ins Leere laufen, unliebsame Chefredakteure werden schamlos abgeschossen. So war es vorher – und so wird es weiter sein.
Das von Köhler herbeigesehnte. Land der Ideen war genauso Wunschdenken, wie Horst Köhler in der Rolle des Bundespräsidenten selbst; in der real existierenden politischen Wirklichkeit hatten sie einfach keinen Platz.
Ob Politik, Kultur oder Wirtschaft; mit Neid und Missgunst schielen wir in die USA, wo Firmen wie Apple und Google mit immer neuen Produkten und Dienstleistungen ganze Industriezweige aufmischen. Und wir? Uns fällt nichts Besseres ein, als zu maulen und Ängste zu schüren vor Digital-Imperialisten und Datenkraken.
Vielleicht ist der Schmerz einfach noch nicht groß genug. Vielleicht müssen wir warten, bis der Karren – ähnlich wie der Eurovision Song Contest – vollends an die Wand gefahren ist. Was möglich ist, wenn man bereit wäre, loszulassen – auch mal ungewöhnliche Allianzen einzugehen, davon können ARD und ProSieben ein Lied singen; es heisst „Satellite“.
Was war das für eine Stimmung, für eine unschuldige, unbekümmerte Fröhlichkeit. Jung und alt, rechts und links, Professor und Vorarbeiter; wir . alle waren Lena – und für einen kurzen Moment waren wir sogar in der Lage, uns frei von Hintergedanken über uns selbst zu freuen! Das Sommermärchen währte nur ein Wochenende. Pünktlich zum Beginn des kalendarischen Sommers steht uns ein langer, kalter Winter bevor. Good bye, Lena. Hallo Angela. Wir haben es wohl nicht anders verdient.
* dieses „geflügelte“ Wortspiel habe ich von @jkorten – danke!
Dazu kann ich nur sagen:“Klasse Artikel!“
@Detlef Danke. Lag mir auf dem Herzen!
Sehr traurig aber leider die Wahrheit.
@Andreas Die Welt ist kein Ponyhof… Seufz.