Der Kampf um Leser und Anzeigenkunden zwischen New York Times und Wall Street Journal ist nicht neu. Neu ist der Ort, wo dieser Kampf jetzt ausgetragen wird: auf dem iPad.
Aktualisiert 21. November 2010 (siehe unten)
Noch bevor das iPad in den Verkauf kam, hatten beide Häuser ihre ersten Apps fertig: die New York Times eine abgespeckte Version ihres iPhone-Readers mit dem Titel „NYT – Editors Choice“ (gratis). Das Wall Street Journal bietet mit dem ersten Verkaufstag bereits eine Komplett-App, in der man einzelne Print-Ausgaben des WSJ runterladen kann – gegen Bezahlung.
Dass es Rupert Murdoch mit dem Paid Content ernst meint, hat er am Dienstag bei einer Diskussion vor Studenten der George Washington University unterstrichen:
„Vergangenes Wochenende konnte ich einen Blick in die Zukunft werfen, mit dem Apple iPad. Es ist ein wundervolles Ding, nicht ganz neu, aber es kombiniert alle Formen von Medien, Musik, Bücher, Zeitungen – was auch immer. Alle sagen, unsere Wall Street Journal Seite, ist die beste Umsetzung einer Zeitung auf dem iPad, im Moment zumindest. Es illustriert schon sehr gut, was wir für die Zukunft planen.“
Besonders stolz ist Murdoch auf die Tatsache, dass man die Bilder des Wall Street Journals jetzt auch anfassen kann:
„Du kannst das Bild berühren, und es wird automatisch zu einem Video“
Murdoch’s Preismodell ist simpel: wer das WSJ als Papier-Ausgabe abonniert, hat kostenlosen Zugang zu allen Online-Angeboten. Für alle anderen kostet das iPad-Wochenabo knapp 4 Dollar. „Das ist sehr billig“ sagt Murdoch „denn wir wollen unsere Reichweiten erhöhen“.
Was das für die Arbeit der Journalisten bedeutet und wie die heute schon beim WSJ arbeiten, darum geht es diese Woche in meinem Video-Blog. Außerdem ein Gespräch mit Nick Bilton von der New York Times.
Nachtrag 21. November 2010:
Heute berichtet der Guardian über den „Daily“, ein gemeinsames Zeitungs-Projekt von Steve Jobs (?) mit Rupert Murdoch exklusiv für das iPad. Ich habe mir daraufhin noch mal meine Notizen von meinem Besuch der News Corporation durchgesehen. Spannend: damals waren mir die leerstehenden, aber voll möblierten Stockwerke aufgefallen, die oberhalb des WSJ eingerichtet wurden. „Expansion in Krisenzeiten?“ hatte ich in meinen Reporterblog geschrieben, versehen mit einem dicken Fragezeichen. Wer hätte gedacht, dass Murdoch das iPad noch inniger umarmt, als er das damals schon offen zelebriert hatte.
Übrigens: Nick Bilton hat mir bei unserem Lunch von seinem Buchprojekt erzählt, an dem er arbeitet. Das Buch ist inzwischen draussen und auch bei uns über Amazon erhältlich:. I live in the future and here is how it works.. Worum es geht, umreisst er in diesem Clip:
[…] Weiterhin hat er auch mit Nick Bilton von der New York Times ein Interview geführt und mit ihm über den neu angefochtenen Kampf um die Leser zwischen New York Times und Wall Street Journal gesprochen. Aber seht selbst in seinem Video- Blog: […]
Spannend! Danke für den Einblick.