iTunes 9 und neue iPods. Apple rüstet sich für das Weihnachtsgeschäft. Und Steve Jobs kündigt an:. das ganz große Ding kommt noch!

„The reports of my death are greatly exaggerated“ – mit diesem Satz hatte Steven P. Jobs bereits letztes Jahr kokketiert. Seit seiner Krebserkrankung wurde der Apple-CEO schon mehrfach abgeschrieben. Die Gerüchteküche kochte, als er Ende 2008 ankündigen ließ, eine Auszeit von Apple zu nehmen. Der Börsenkurs rauschte in die Tiefe. Niemand wusste, ob der. charismatische Jobs je wieder zurückkehren würde.

Nun ist er also wieder da, live und in der üblichen Keynote-Kluft: Jeans und schwarzer Pulli. Noch immer abgemagert, gezeichnet von einer Leber-Transplantation vor einigen Monaten. Im Interview mit David Pogue von der New York Times sagt er später:

I feel great. I probably need to gain about 30 pounds, but I feel really good. I’m eating like crazy. A lot of ice cream.

Standing Ovations im Yerba Buena Center, als Jobs die Bühne betritt. Er verliert sogar ein paar Worte über seinen Gesundheitszustand bevor die eigentliche Apple Show beginnt.

iTunes 9 – Ein Meisterwerk!

Keine Überraschung und dennoch mit Spannung erwartet: das neue iTunes. Eines der umfangreichsten und raffiniertesten Updates seit langem. Das Programm kann mit zahlreichen neuen Funktionen überzeugen – hier die wichtigsten:

• Home Sharing
• Genius Mixes
• iTunes LP &. iTunes Extras
• Improved App Management

Das Homesharing ist eine wirklich praktische File-Sharing-Oberfläche, mit der man seine Musik, Podcasts und Filme per Funknetz mit anderen Computern teilen kann. Man kann seine Bibliothek für andere Teilnehmer im Netzwerk freigeben, seine Musik streamen aber auch (genial!) seine Bibliothek mit einer fremden Bibliothek abgleichen und z.B. die fehlenden. Musiktitel mit einem Mausklick komplettieren!

Die Genius Mixes sind eine Erweiterung der Genius-Funktion. iTunes scannt die eigene Musik-Bibliothek und stellt auf Wunsch per Knopfdruck eigenständige Mixed-Listen an, die ähnliche Musiktitel aus unterschiedlichen Alben neu kombinieren und so für mehr Abwechslung sorgen. Wer das noch nicht probiert hat, sollte das unbedingt tun – ich war echt überrascht, was für tolle Playlisten dabei herauskommen. Toll: die Playlisten lassen sich auf iPod und iPhone verschieben, so dass einem auch unterwegs nie langweilig wird!

iTunes LP (Musik) und iTunes Extras (TV & Movies) sollen ein weiterer Anreiz sein, die User von illegalen Downloads und Raubkopien abzubringen. Wer ganze Musikalben oder Filme im iTunes-Store erwirbt, der erhält zusätzlich aufwendig gestaltetes Bonusmaterial (Cover Art, Interviews, Making Of-Videos). Eher was für Fans.

Ein lange ersehntes und hervorragender Programmbestandteil von iTunes 9 ist der iPhone/iPod Touch App-Manager. Endlich lassen sich die Bildschirm-Menüs des Mobilgeräts bequem auf dem Mac/PC zusammenstellen.

Nanu nano – ein iPod der filmt, aber keine Fotos macht?

Nun zu einem Punkt, der selbst mir als Apple-Fan übel aufgestoßen hat: die sehr durchschaubare Verkaufsstrategie hinter dem neuen iPod-Lineup. Der iPod Nano ist ein echter Alleskönner: 16 GB Speicher, Videokamera, Sprachaufnahme, Voiceover-Titelansage, Radio und eingebauter Lautsprecher – sprich: Ein absolutes Wunderding! Wundern muss man sich dann allerdings, warum der Zwerg zwar Videos machen kann – aber keine Fotos! Die Antwort: Fotos bleiben dem iPod Touch vorbehalten.

Die wachsweiche Erklärung von Jobs im New York Times Interview dazu:

The sensors for doing video are fairly thin. The sensors for doing a still camera, at much higher pixel resolution – and we’d really like to have autofocus – they are just way too thick to ever fit inside the Nano.

Wer’s glaubt. Apple hat den Nano beschnitten, damit man beide Geräte sich (zusätzlich) ein iPhone. kauft, wenn man Videos und Fotos machen will. Aus Unternehmer-Sicht verständlich. Als Kunde und Apple-Fan: absolutes Fail! …Wir kaufen doch sowieso alles, was Steve anfasst, kein Grund also für Tricks.

Der iPod als Gamboy-Killer?

Interessante Entwicklung: Steve Jobs will den iPod Touch zur Gamekonsole umfunktionieren. Der Apple-Chef geht damit auf direkten Konfrontationskurs zu Nintendo und Sony:

Originally, we weren’t exactly sure how to market the Touch. Was it an iPhone without the phone? Was it a pocket computer? What happened was, what customers told us was, they started to see it as a game machine. Because a lot of the games were free on the store. Customers started to tell us, „You don’t know what you’ve got here – it’s a great game machine, with the multitouch screen, the accelerometer, and so on.“

Ausblick

David Pogue von der New York Times hat Steve Jobs auch nach einem möglichen Apple Tablet (eReader) gefragt, nachdem Jobs vor einem Jahr noch verkündet hat: die Menschen lesen nicht mehr. Im jetzt veröffentlichten Interview hört sich das auf einmal ganz anders an:

I’m sure there will always be dedicated devices, and they may have a few advantages in doing just one thing. But I think the general-purpose devices will win the day because I think people just probably aren’t willing to pay for a dedicated device. You notice Amazon. never says how much they sell; usually if they sell a lot of something, you want to tell everybody.

Also: nicht explizit ein elektronisches Buch, eher ein „general purpose device“, also ein Alleskönner. Zitat Jobs:

We have some really good stuff coming up.

Meine Wette gilt: Steve Jobs wird noch in diesem Jahr das Tablet vorstellen. Wer setzt dagegen?

Nachtrag: Die ganze Keynote ist jetzt als Video abrufbar.