Weltpremiere: Hier kommt der Google Store

Keine 10 Gehminuten von Covent Garden entfernt, wo Apple heute Abend europäischen Journalisten das neue iPhone präsentieren will, hat Google seine Zelte aufgeschlagen. Die „Chrome Zone“ in einem der größten Computerhäuser Londons soll nur der Anfang sein. Google testet die Marktchancen für eine eigene Ladenkette, wie auch interne Unterlagen belegen.

Kein Store – ein „Störchen“

Nein, mit einem Apple Store lässt sich das nun wirklich nicht vergleichen, was Google da auf knapp 30 Quadratmetern bietet: 12 Samsung-Chromebooks (nur ein Modell), geschwungene Tische, ein wenig Zubehör, und aus. Das Gerät selbst will ich hier nicht besprechen, das überlasse ich lieber Netbook-Verstehern wie Sascha Pallenberg von. netbooknews.de.

Apple hat Pause

Was fasziniert, ist die Tatsache, dass Google offene Feldversuche unternimmt, die Marktchancen für Direktverkäufe auszutesten. „Ein Experiment“, so Arvind Desikan, von Google Consumer Marketing UK. Eine zweite Ladenfläche soll laut Evening Standard am 7. Oktober in einem Einkaufszentrum in Essex öffnen. Weil das Angebot für einen eigenen Laden noch nicht reicht, beginnt man mit einem Shop-im-Shop-Konzept. Die erste Location: Currys PC World, einem der größten Computerhäuser in London. Auch Apple hat hier eine eigene Verkaufsfläche. Doch die scheint hier heute niemanden zu interessieren.

Große Neugier

Rund um die Chromebooks herrscht munteres Treiben. Die Laufkundschaft schaut, bleibt kurz stehen, geht weiter. Andere stellen ihre Taschen ab und beginnen, an den Geräten herumzuspielen.. Einige Blogger und Techies sind hier, machen Fotos, weil sie (wie ich) von dem neuen Angebot im Netz gelesen haben.

Das Urteil eines Android-Entwicklers

Einer von ihnen: Michael, 34 aus Birmingham. Er ist App-Entwickler für Android. Seine erfolgreichsten App „Catch that bus“ habe sich schon 10.000 mal verkauft, sagt er. Was Michael von dieser Store-Idee halte, möchte ich wissen. „Nicht dumm“ sagt er, „Natürlich nur, wenn Google in Zukunft noch mehr eigene Produkte auf den Markt bringt.“ Nicht unrealistisch nach der Motorola-Akquisition. Michael setzt auf Google TV. Seine Android-Apps würden schon heute problemlos auf der Google-Settop-Box laufen – ein gigantischer Markt!

Zu teuer und zu langsam

Das Samsung-Chromebook, das vor uns steht, überzeugt ihn nicht. „Zu langsam“ sagt er, „und das obwohl Chrome ja eigentlich bekannt ist für seine Geschwindigkeit.“ Auch der Preis ist ihm zu hoch. „350 Pfund? Dafür habe ich vor 3 Jahren schon mehr bekommen“, sagt er. Michael gehört zur Linux-Fraktion, hat ein MacBook Air, allerdings nur widerwillig: „Ich mag Apple nicht – genauso wenig wie Microsoft“.

Do the Brits go Chrome?

Ob er glaubt, dass Google mit seinem Chrome-Konzept in Großbritannien eine Chance hat, will ich wissen. „In den Städten: Ja!“, sagt Michael, „Eine Frage von wenigen Jahren“. Auf dem Land hingegen sei die Netzabdeckung zu gering. Die Vorstellung, Daten und Programme nur noch in der Wolke zu speichern, werde dort auf taube Ohren stoßen.

Nur 6 verkaufte Geräte in 3 Tagen

Mit seiner Einschätzung scheint Michael ins Schwarze zu treffen. Denn obwohl der provisorische „Google-Store“ hier in Tottenham viel Aufmerksamkeit in den Medien genießt, verkauft wurden in vergangenen 3 Geschäftstagen gerade mal 6 Geräte. Zu teuer, zu eingeschränkt, die Abhängigkeit von einer aktiven Internet-Verbindung, so das Feedback vieler potentieller Kunden.

Bei Google sind Ihre Daten sicher!

Einige Besucher äußern auch Bedenken, was die Sicherheit ihrer Daten betrifft.

Blöd: Ein ungesicherter Bericht, der alle Kundenkontakte dokumentiert

– Woher ich das alles weiß? Nun, die Verkäufer im Chrome-Store pflegen auf den Ausstellungsgeräten ein GoogleDocs-Spreadsheet, darin aufgelistet sämtliche Kundenkontakte, inkl. Geschlecht, Altersangaben und die Verkaufsstatistik der vergangenen Tage (s. Bild oben). Das Problem: Wenn man bei einem Google-Chromebook vergisst, sich auszuloggen, hat jeder Benutzer Zugang zu diesen Shared Documents. Auch zu internen Verkaufsberichten.

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