Die TV-Macher haben die Sozialen Netzwerke entdeckt – kaum eine Sendung ohne eigene Facebook-Seite oder Mitmach-Ecke. Doch ist das die Antwort auf den Medienwandel? Wie müsste ein TV-Format aussehen, das Internet und Fernsehen sinnvoll verbindet? Genau das möchte ich herausfinden – und zwar mit Euch.

Ob auf den Mainzer Tagen der Fernsehkritik oder auf dem Berliner Blogger-Kongress re:publica –. überall, wo ich hinkomme, wird mir die Frage gestellt: Wie wird es aussehen, das Fernsehen der Zukunft? – Als ob ich das wüsste! Auf meinen Reisen durch Israel, das Silicon Valley und zuletzt Los Angeles habe ich viele Medien-Macher getroffen. Eine Coca-Cola-Formel habe ich nicht gefunden – dafür aber eine Antwort auf die Frage, was für eine Sendung ich selbst gerne moderieren würde.

Alter Wein…

Wenn TV-Sender auf der Suche nach einem neuen Format sind, lassen sie sich ihre Konzepte gerne von Produktionsfirmen schreiben. Der Nachteil eines solchen Ideen-Outsourcings: Meist wird dabei das Talent, über das man in den eigenen Reihen verfügt, nicht abgerufen.. Eine andere Herangehensweise: Man entwickelt ein Konzept hinter verschlossenen Türen. Wenn alles steht, werden über eine Agentur Moderatoren gecastet, die mit der Entwicklung der Sendung nichts zu tun haben. Ein Pilot wird produziert und schließlich einem Testpublikum vorgeführt.

An einem Punkt kranken beide Ansätze: an unserem eigenen Tunnelblick. Wenn TV-Profis mit TV-Profis zusammensitzen, ist das Ergebnis oft vorhersehbar. Hinzu kommt: Beim Fernsehen arbeiten viele Menschen und nicht immer geht es bei der Entwicklung neuer Formate allein um kreative Ideen oder um das Publikum, sondern auch um Budgets, um Macht und Zuständigkeiten.

Jason Yim, Gründer von Trigger, programmiert TV- und Kino-Apps in Hollywood – Filmmusik-Komponist Hans Zimmer hat ihn ‚entdeckt‘

Neustart

Gerade wir Öffentlich-Rechtliche (ich bin freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk) sollten den Anspruch haben, bei der Vergabe neuer Programmplätze größtmögliche Transparenz zu bieten. Die Kollegen von ZDFneo, für die ich zuletzt auch bloggen durfte, haben es vorgemacht: In ihrem ZDFneo-Lab haben sie diesen Sommer 10 TV-Formate vorgestellt, über die das Publikum abstimmen konnte.

Die Wiederentdeckung des Publikums – Pionier dieser Bewegung in Deutschland ist Mario Sixtus, der sich mit dem Kult-Format „Der elektrische Reporter“ (ZDF/3sat) nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Auf „blinkenlichten.com hat er dieses Jahr gleich ein halbes Dutzend (!) neuer Mini-Serien vorgestellt und von den Zuschauern bewerten lassen. Ich selbst hatte das Vergnügen, für einen dieser Piloten vor der Kamera zu stehen und war begeistert über den gewaltigen Output von Mario und seinem Team (allen voran Julius Endert und Markus ‚Videopunk’ Hündgen).

Der Blinkenlichten-Dummy „ePolitik“

Mit meinem Konzeptentwurf möchte ich die Idee von Mario & Co nun noch um eine Umdrehung weiter spinnen und die Frage stellen:

…warum nicht das Publikum am Entstehungsprozess einer Formatidee von Anfang an beteiligen?

Alle reden von mehr Mitbestimmung – Warum den Zuschauer nur mit Rundfunkgebühren am Programm beteiligen – und nicht auch mit seinen Ideen?

Die Umsetzung

Natürlich könnte man es sich an dieser Stelle einfach machen, sich zurücklehnen und sagen: „Okay, liebe Zuschauer, dann macht mal schön. Immer nur her mit Euren Ideen!“ Aber ich bin schon lange genug im TV- aber auch Blog-Geschäft, um zu wissen, dass das so nicht funktioniert.

Die vergangenen Wochen habe ich damit verbracht, ein Konzept zu entwickeln, das als Ausgangsbasis dienen soll, für eine Sendung die ich gerne präsentieren möchte. Bei der Ausarbeitung diese „Rohlings“ standen mir einige TV- und Web-Experten zur Seite, von denen ich viel halte und die mich auch von der einen oder anderen Schnapsidee wieder abgebracht haben.

Das Blog

In einem neu eingerichteten Blog möchte ich dieses Konzept vorstellen und öffentlich diskutieren. Dabei möchte ich Euch schon in der Entwicklungsphase als Moderator dienen, damit Ihr wirklich zu Wort kommt, und die wirklich besten Ideen in das Konzept einfließen. Ich werde Euch regelmäßig über alle Fortschritte auf dem Laufenden halten und dafür kämpfen, dass wir mit diesem Format noch möglichst dieses Jahr einen Piloten produzieren können.

Follow us

Solltet Ihr Lust haben, mit mir und meinem Team eine Sendung zu entwickeln, die Ihr auch selbst gerne sehen würdet – auf diesen Wegen könnt Ihr ganz schmerzlos mithelfen:

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  • Folgt uns bei Twitter (…eine Follow-Friday-Empfehlung wäre ein Ding!)
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  • Gebt uns Feedback, was Euch an dem bisherigen Konzept gefällt, was Ihr verbesserungswürdig haltet (Kommentare)

Werdet Teil einer TV-Show in the making!

Über schlechtes Fernsehen schimpfen kann jeder – lasst uns versuchen, es besser zu machen.

Wenn Ihr Fragen habt, erreicht Ihr mich bei Twitter, Facebook oder hier. richard(at)gutjahr.biz

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20 Kommentare
  1. Julian Heck schreibt:

    Habe es eben schon auf rundshow.tv kommentiert:
    Das Konzept klingt vielversprechend, neu und spannend. Sehr lobenswert, dass es nicht nur ein Konzept bleiben wird.
    Als junger medienaffiner Blogger werde ich das ganze verfolgen und soweit möglich mitgestalten!
    Tolle Sache, Herr Gutjahr ;-)

    • Richard Gutjahr schreibt:

      @Julian Hallo Julian – auch hier nochmal: Herzlichen Dank! Ich freue mich auf die Arbeit, die noch vor uns liegt.

  2. teena schreibt:

    Ich befürchte die neuesten werden nur lesen und schlau kommentieren(wie ich) aber mitmachen…
    Ich hoffe du erreichst eine kritische Masse.
    Bis dahin guck ich BBC Serien auf DVD dies in de nicht gibt (zb doctor who)

    • Richard Gutjahr schreibt:

      @teena Danke für Deine Wünsche. Apropos BBC – ich komme aus den USA und war überrascht, welchen Kult-Status dort BBC-Produktionen (immerhin öffentlich-rechtlich!) besitzen. Gibt ganze Regalwände mit DVDs, die offenbar viel gekauft werden.

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