Eure Doppelmoral kotzt mich an‚ – Mein Blogpost über den jüngsten SPIEGEL-Aufmacher über das Böse im Netz scheint einen Nerv getroffen zu haben, rund 3000 Empfehlungen bei Twitter und Facebook in nur 48 Stunden, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Hier mein Kommentar für DRadio Wissen in der Langfassung.

Klar, wir Blogger benehmen uns uns oft wie Teenager, sind vor allem mit uns selbst beschäftigt und rebellieren gerne gegen das Establishment. Wen wundert das, ist unser Clubhaus, das Internet, ja selbst noch nicht mal richtig volljährig.

Wie Mario Sixtus so trefflich geschrieben hat: Wir feiern hier eine Party. Wenn dann ständig ein Tanker wie der SPIEGEL daherkommt und uns belehren will, wie gefährlich so eine Party doch ist, weil da ja auch Alkohol getrunken wird, klar, dann ist Ärger vorprogrammiert! Vor allem wenn der SPIEGEL, um im Bild zu bleiben, uns diesen Alkohol am Ende auch noch selber anbietet.

Manche sagen, der Vergleich hinkt. Schließlich sei der Datenhandel von Facebook und der Datenhandel der Verlage nicht dasselbe. Andere kritisieren, man könne die SPIEGEL-Redakteure nicht dafür haftbar machen, dass sich die Verlagsleitung an so einem Datenhandel beteilige,. sowas müsse man trennen. -Muss man das?. Als freier Mitarbeiter eines öffentlich-rechtlichen Senders, muss ich mich auch gegenüber der Allgemeinheit für die Methoden der GEZ-Eintreiber rechtfertigen. Zu recht, wie ich finde, denn diese Leute sorgen nun mal dafür, dass ich mein Geld kriege.

Aber ich vermute, hier geht es gar nicht um den Datenhandel oder um Abofallen. In Wahrheit geht es um unsere Fähigkeit als Journalisten, den Ansprüchen, die wir an Andere stellen, selbst zu genügen. Die Kultur zur Selbstkritik ist bei uns in den Redaktionsstuben nicht besonders ausgeprägt. Je größer das Haus umso größer die Arroganz.

Über Generationen hinweg waren wir Redakteure es gewohnt, die Welt zu deuten und dabei stets das letzte Wort zu haben; das liegt ganz tief drin in unserer DNA.. Und plötzlich sind da unsere Leser, unsere Hörer und Zuschauer – und die wollen alle mitquaken; unsere großartigen Werke am Ende gar noch kritisieren! Das kratzt schon sehr an unserem überproportional ausgeprägten Journalisten-Ego.

Übrigens: Wenn es etwas gibt, was mich noch mehr ankotzt, als der letzte SPIEGEL-Aufmacher, dann ist das dieser ewige Krieg zwischen Neuen Medien und Alten Medien. Ich muss zugeben, ich selbst bin daran nicht ganz unbeteiligt.. Am Ende geht es um Kommunikation, um den Austausch von Informationen, von Ideen und von Meinungen. Wir Journalisten werden lernen, damit umzugehen. Und wenn das noch ein paar Jahre dauert, dann ist das auch nicht weiter schlimm.

Wie seht Ihr das?


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9 Kommentare
  1. -tk- schreibt:

    Wurde aber im Radiobeitrag gekürzt…
    Durftest Du das als «Blogger» (und damit Nicht-Journalist (!!)) nicht selbst sprechen? Oder war das terminlich/zeitlich nicht mehr drin? :-)

  2. guggeda schreibt:

    Ja – dann lernt mal schön (wird langsam Zeit)…

Willkommen!