Stell Dir vor es ist Wahljahr und die Netizens bleiben zuhause. Die Botschaft der re:publica 13: Raus aus der digitalen Bubble und rein in die Fußgängerzone!*

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Ausgeflauscht. Es reicht nicht, sich einfach nur darüber zu beklagen, wie wenig Einfluss wir Netz-Menschen haben auf die große Politik. Das hat der deutsche Bundes(g)rantler Sascha Lobo der Netzgemeinde dieses Jahr auf der re:publica ins Stammblog geschrieben. Bundesnetzpräsident Gunter Dueck versuchte es gar mit einer kleinen Farbenlehre. Die Netizens müssten sich aus ihrer eigenen Blase befreien, akzeptieren lernen, dass es Menschen gibt von anderer geistiger Hautfarbe. Menschen, die mit Euro zahlen, nicht Bitcoins.


Facebook ist böse? Die Telekom erdrosselt das Netz? Mi-mi-mi! Wir müssen den Spieß umdrehen, damit beginnen, den Konzernen, die an uns verdienen wollen, unsere AGB aufzuzwingen. Die von Lobo initiierte WP-Applikation Reclaim weist die Richtung. Mit Programmen wie diesen lassen sich die eigenen Daten von sozialen Netzwerken einsammeln und auf selbst verwaltete Blogs transferieren. Der erste Schritt einer längst überfälligen digitalen Emanzipation.

Sein gesellschaftliches Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Das gilt auch gegenüber dem Staat. Wie pubertierende Teenager beötteln wir uns, wenn sich unsere Volksvertreter im Netz zum Horst machen. Okay, wir sind pubertierende Teenager und die Politiker machen sich zum Horst. Mein Punkt ist: WIR sind es, die, geblendet von Google-Brillen und Selbstvermessungs-Armbändern, es nicht auf die Reihe bringen, uns zu organisieren und uns auch in der nicht-digitalen Welt Gehör verschaffen.

Die Sicherheitspolitiker hatten Recht: das Internet, darf kein rechtsfreier Raum werden. Und doch vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht daran arbeiten: Bundestrojaner, Vorratsdatenspeicherung, Bestandsdatenauskunft; wir dürfen uns nicht länger darauf verlassen, dass das Bundesverfassungsgericht in letzter Minute auf der Linie klärt.

Das Versagen der Piraten ist auch unser Versagen. Ähnlich wie mehr und mehr Politiker ins Netz drängen, müssen wir hinaus in die Offline-Welt. Raus aus dem Netz und rein in die Fußgängerzone. Das Internet ausdrucken (in 2D). Wenn’s sein muss, auch mal mit der Kanzlerin kuscheln. Kuscheln – nicht kuschen. Denn so sehr wir es uns auch wünschen: Die Wahl wird eben nicht im Netz entschieden. Noch nicht.

* Disclaimer: War verhindert dieses Jahr und selbst nicht in Berlin. Danke an alle Berichterstatter und Videostreamer für die Live-Coverage. Hier eine tolle Übersicht sämtlicher Sessions incl. Videos zusammengestellt von Michael Kreil.

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2 Kommentare
  1. […] Prolog: Dieser Beitrag wurde im theInder.net “Elfenbeinturm” geschrieben. Er spielt fern ab der Realität, die für den Großteil der NutzerInnen der Social Medias und meine Kunden eine allerhöchsten philosophische Rolle spielt. Es ist mein persönliches Resümee von drei Tagen re:publica 2013, dem Treffen der Netzgemeinde in D-A-CH. […]

  2. […] re:publica 2013 – Kuscheln mit der Kanzlerin: Stell Dir vor es ist Wahljahr und die Netizens bleiben zuhause. Die Botschaft der re:publica 2013: Raus aus der digitalen Bubble und rein in die Fußgängerzone!* Es reiche nicht, sich einfach nur darüber zu beklagen, wie wenig Einfluss wir Netz-Menschen haben auf die große Politik. – http://gutjahr.biz/2013/05/republica-2013/ […]

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